Klimaneutral
Warum Klimaneutralität?
Sie ist DAS Ziel des Paris Abkommens der Vereinten Nationen: Zur Begrenzung der durchschnittlichen Erderwärmung auf maximal zwei, besser 1,5 Grad Celsius muss die Staatengemeinschaft bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral wirtschaften – angesichts des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats besser früher.
Außerdem scheint Klimaneutralität für Staaten, Städte und Unternehmen besser zu fassen und zu vermarkten zu sein: Wer keine Treibhausgase ausstößt, der ist klimaneutral. Gemeinsam erreichen wir so das globale Klimaziel und können einen großen Teil unserer Lebensgrundlagen erhalten – anders als bei den mindestens drei Grad, auf die wir momentan zusteuern.
Klimaneutralität klingt außerdem verständlicher als das abstrakt wirkende Temperaturziel. Dieses ließe sich zwar ebenso auch für kleinere Einheiten als die Weltgemeinschaft erfassen, aber „wir sind auf dem Pfad zu 3,5 Grad und wollen bis 2045 auf 1,7 Grad“ macht einen etwas diffusen Eindruck. Auch wenn die begrenzten Emissionsbudgets für beide Zielgrößen Zeit und Maßnahmen bestimmen.
Da ist es nicht verwunderlich, dass klimaneutrale Produkte, Unternehmen und Länderziele so attraktiv sind, dass man das Konzept in der Tat eher werblich als wirklich emissionsmindernd einsetzt. Die mangelnde Transparenz der entsprechenden Erklärungen dazu verdeckt, dass es meist um eine CO2-Neutralität geht, die überwiegend durch Kompensationsgeschäfte und Zertifikate-Handel als durch die eigene Vermeidung von Emissionen erreicht wird. Dass diese CO2-Ausgleichsprojekte eben gerade nicht zu „Klimaneutralität“ führen, ist den wenigsten bekannt.
Wirklich wirksam sind dagegen Maßnahmen zum Schutz von Ressourcen, zur Nicht-Nutzung, zur Kreislaufführung. „Keep it in the ground“, so müsste die Maxime des globalen Handelns lauten. Getreu dem Motto „Ressourcenschutz ist der beste Klimaschutz“.
Seit langem berichtet das factory-Magazin darüber, dass dieser Ressourcenschutz technisch, organisatorisch und ökonomisch durchaus gelingen kann – allerdings müssten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erheblichen und zügigen Änderungen bereit sein. Mit den zunehmenden und sich verstärkenden Krisenwirkungen und nicht zuletzt dem Ukraine-Krieg wird die Realitätsverweigerung der Anhänger*innen des „Weiter-so“ immer absurder. Stichworte wären hier z. B. Energieabhängigkeit, Fracking-Gas und Tempolimit.
Der Weg in Richtung Klimaneutralität ist deswegen umso wichtiger. Wie sie definiert ist und warum das von Bedeutung ist, zeigt der Klimaexperte Hans-Jochen Luhmann in Die Notwendigkeit der Netto-Null. Was wo zu tun ist bescreibt anschließend die Journalistin Heike Holdinghausen. Nico Kreibich, Wissenschaftler des Wuppertal Instituts, fasst zusammen, Wie Unternehmen wirklich klimaneutral werden.
Wie sie dafür mit Circular Design zum zirkulären Produkt und zu einer konsequenten Kreislaufwirtschaft kommen, berichtet Lisa Venhues von der Effizienz-Agentur NRW. Dass die Senken der Zukunft in der Natur und nicht in technologischen CO2-Projekten liegen, darauf verweist der Journalist Jochen Staude. Und in „Trickreich zur Netto-Null“ zeigt Eva Rechsteiner noch einmal, dass auch die öffentliche Hand Standards und Kontrollen braucht, um wirklich klimaneutral zu wirtschaften.
So groß die Unsicherheit um Ziele und Maßnahmen auch sein mag, so wichtig scheint es doch zu sein, dass sich mehr und mehr Organisationen um „Klimaneutralität“ bemühen – und Ansatz und Methoden ernst nehmen. Schließlich sollten wir so schnell wie möglich wirklich klimaneutral werden.
In diesem Sinne,
Ralf Bindel und das Team der factory
Das factory-Magazin Klimaneutral enthält alle Beiträge zum Thema, reich illustriert mit einer Bilderserie zu den natürlichen CO2-Senken, dazu gibt es Zahlen, Zitate und eine Wordcloud. Das PDF-Magazin im Querformat lässt sich auf allen Screens inklusive Smartphones und Tablets lesen – und kostenlos downloaden. Im Online-Themenbereich Klimaneutral erscheinen die Beiträge des Magazins erst nach und nach. Dort sind sie auch mit entsprechenden aktuellen News verbunden.
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