Fest steht, dass sich ohne einen wesentlich reduzierten Ressourcenverbrauch das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen lässt.
Und so stehen zunehmend zirkuläre Geschäftsmodelle für diese Zielerreichung: Werden Stoffe und Materialien im Kreislauf geführt werden Produkte länger genutzt und repariert, ist weniger Energie für die Extraktion und Verarbeitung von Rohstoffen nötig. Der Ausstieg aus Energieabhängigkeiten fiele leichter.
Zuletzt hatte deshalb sogar das Global Footprint Network seinen Appell zum Earth Overshoot Day 2022 mit Beispielen zirkulär wirtschaftender Unternehmen verbunden.
Wie man mit zirkulärem Produktdesign zu einem solchen wird, beschreibt die Effizienzberaterin Lisa Venhues in ihrem Beitrag im factory-Magazin Klimaneutralität.
Wichtig dabei vor allem: Die Transparenz über den vorhandenen Material- und Energieverbrauch. Denn vor der Neugestaltung von Produkten und Prozessen steht die Analyse: Und hier kommt die Digitalisierung ins Spiel.
Diese sollte man als zweckdienliches Werkzeug zur Verminderung von umweltbelastenden Verbräuchen und nicht als Selbstzweck begreifen – oder lediglich zur Rationalisierung oder Trend, empfiehlt Dr. Peter Jahns im factory-Magazin Industrie zur Ressourceneffizienz 4.0.
Der Schlüssel zum Erfolg in der Ressourceneinsparung liege in der höheren Transparenz durch digitale Erfassung und Verarbeitung der Daten, das bestätigten auch die zahlreichen Beratungsprojekte zu Ressourceneffizienz und Digitalisierung, so Jahns.
Selbst wenn Unternehmen ihre bisherigen Effizienzgewinne durch den Einsatz von Digitalisierung und Künstliche Intelligenz noch überwiegend für die Absatzerhöhung der Unternehmen einsetzen, wie das Projekt MERU gezeigt hat: die Transparenz über die Ressourcenverbräuche ist der Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft.
Zudem biete die Digitalisierung vor allem die Möglichkeit, in Kreisläufen zu denken, bevor überhaupt Abfälle anfallen: Beim Sharing von Produkten wie beim Carsharing, beim Wandel von Produkten zu Dienstleistungen, bei Streaming, HomeOffice und Coworking-Plattformen.
Der Kreislaufwirtschaftsexperte des Wuppertal Instituts, Henning Wilts, spricht z. B. von einem Uber oder Ebay für Abfälle, mit dem sich Such- und Transaktionskosten reduzieren ließen – und Skaleneffekte, da mehr Klarheit über Materialmengen bestehe.
Ein Effekt dieser digitalen Handelsplattformen könnte auch ein weiterer Ausbau des Remanufacturing sein – die Wiederaufbereitung von funktionalen Komponenten mit besseren Eigenschaften als denen des Originals hat ein enorm hohes Ressourcenschutzpotenzial.
Viel verspricht man sich auch von digitalen Produktpässen. So sehen der Green Deal und der Aktionsplan für Circular Economy der EU einen solchen vor, um "Produktinformationen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu modernisieren".
Produktpässe können besonders in der Kooperation zwischen Unternehmen der Kette eine Rolle spielen, wie Forschungsprojekte zeigen.
Die digitalen Ressourcenzeugnisse sollen nicht nur die Ressourceneffizienz steigern, sondern auch Konsument*innen von kreislauffähigen Produkten überzeugen. Auch die Ampelregierung hat deswegen digitale Produktpässe in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen.
Und so ist es kein Wunder, dass sie nun auch die ersten Förderprogramme zu digitalen Anwendungen zur Kreislaufwirtschaft auflegt.
Förderschwerpunkte von DigiRess sind die digitale Optimierung von Produktionsprozessen, der Produktgestaltung und Geschäftsmodelle für ressourceneffiziente und zirkuläre Wertschöpfung.
Anträge dazu können Unternehmen über das Skizzenportal des VDI Technologiezentrums einreichen. Die Vorlagefrist endet erstmalig am 15.8.22, weitere sollen im Monatsrhythmus folgen, abhängig von verfügbaren Haushaltsmitteln.
Zielgruppe sind insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Kleinstunternehmen. Großunternehmen sind nur in Verbundprojekten mit KMU antragsberechtigt. Näheres dazu auf www.digiress.de.
Mehr zur zirkulären Produktgestaltung und zirkulären Geschäftsmodellentwicklung im factory-Magazin Klimaneutral, mehr zu Ressourceneffizienz 4.0 und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im factory-Magazin Industrie.