Der digitale Wandel
Was verbindet Demokratieverlust, Digitalisierung und Klimawandel? Sie sind die drängendsten Phänomene der vermögenden Welt – und auch der restlichen. Der Klimawandel bildet mit steigendem Meeresspiegel, sinkenden Ernteerträgen und Massenmigration die globale Klammer. Die Folge dieser Bedrohungen ist ein weltweit zunehmender Nationalismus, der seinerseits mehr und mehr demokratische Gesellschaften bedroht.
Diese Ängste sind verbunden mit einer rasanten technologischen Entwicklung, die wir Digitalisierung, Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) nennen. Denn diese unaufhaltsame und logische Entwicklung will zwar die vollkommene Vernetzung und Automatisierung, liefert aber wie alle Technologien keine befriedigende Antwort auf die damit verbundenen Befürchtungen.
Dabei verheißt die Digitalisierung gerade durch Vernetzung Einsparungen in der Circular Economy, in den Haushalten, bei der Mobilität. Eine weitere Energie- und Ressourcenwende wäre sogar ohne Digitalisierung erst gar nicht möglich. Doch gleichzeitig behindert sie diese: durch mehr Verbrauch für mehr Geräte, höhere Datenvolumina und schnellere Verbindungen.
Bots und Roboter könnten fast zwei Drittel aller Arbeitsverhältnisse ersetzen und andere, neue schaffen, das IoT könnte für zwei Drittel des Weltenergiebedarfs verantwortlich sein, so die Zukunftsszenarien für 2050. Dieses Gemisch aus technischer und „umweltlicher“, gesellschaftlicher Veränderung verlangt nicht etwa einfache Antworten, sondern verantwortungsvolles, vernetztes Forschen und Handeln abseits des bisherigen „Weiter-so“.
Denn ebenso wie sich die globale Erwärmung nicht aufhalten, sondern nur mühsam begrenzen lässt, indem sich ein ökologisch-sozialer, ein wirtschaftlich-politischer Wandel etablieren muss, ist auch die Digitalisierung wie jede historische Technologie nicht aufzuhalten oder zu begrenzen – dabei bietet sie große Chancen für ein „Gutes Leben“.
Gefragt sind dafür vor allem Menschen, die den digitalen Wandel mitgestalten: in Schulen, Organisationen, Unternehmen, in Politik und Gesellschaft, im Job und zuhause. Die eine Digitalisierung hinterfragen und angesichts planetarischer Grenzen und sozialer Folgen auch für ein konsequent ökologisch-soziales Gesellschaftssystem eintreten und dieses fordern.
Damit das gelingt, haben wir ein Magazin zur Digitalisierung aufgelegt, das den Wandel und seine erhofften wie befürchteten Folgen wenigstens annähernd beschreiben soll. Da sind zum Beispiel die Möglichkeiten einer durch Digitalisierung erfolgversprechenderen Circular Economy, wie sie Henning Wilts skizziert. Oder ein Blick in die ressourceneffiziente Produktionspraxis mit neuen Verfahren wie 3D-Druck und „Big Data“, wie ihn Verena Kern unternimmt.
Warum wir das Ende der Arbeit erwarten können, es aber deswegen auch gestalten müssen, führt der Soziologe Andres Friedrichsmeier aus. Über die Hoffnungen, die Verkehrswende mit digitaler Mobilität zu erreichen, berichtet Susanne Götze. Ihre Kollegin Susanne Schwarz widmet sich dem ökologisch-sozialen Wandel durch digitale Startups, der Rebound-Experte Tilman Sanarius nimmt sich der Energie-, Ressourcen-, Rebound- und Datenschutz-Effekte der Digitalisierung an.
Carolin Baedeker vom Wuppertal Institut stellt Reallabor-Ergebnisse vor, die zeigen, wie sich mit smarten Lösungen zuhause und im Büro Energie sparen lässt. Und der Ressourcenforscher Prof. Armin Reller spricht im Interview über den Ressourcenaufwand der Digitalisierung und wie wir ihn begrenzen können.
Wir hoffen, dass so die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Digitalisierung tatsächlich zu einem ökologisch-gesellschaftlichen Wandel, zu einem „Guten Leben“ für alle führt.
Ralf Bindel und das Team der factory
Weitere Beiträge zur Digitalisierung und ihren möglichen Wirkungen auf Ressourcen- und Klimaschutz, auf soziale Gesellschaften und Individuen gibt es im gleichnamigen factory-Magazin Digitalisierung. Das ist reich illustriert und enthält sämtliche Artikel im kompakten Tablet-Format, dazu entsprechende Zahlen und Zitate. Es lässt sich kostenlos laden und ist angenehm lesbar auf Bildschirmen und Tablet-Computern. Online im Themenbereich sind zunächst nur einige Beiträge verfügbar – dafür lassen sie sich dort auch kommentieren und bewerten.
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