Bauwandel: besser bauen als bisher
Über 650.000 Wohnungen sollen in den nächsten Jahren in Deutschland gebaut werden. Die örtlichen Genehmigungen liegen bereits vor. Denn die Bevölkerung wächst, die Ansprüche steigen und die Zinsen sind niedrig. Beste Bedingungen also für die Baubranche. Gleichzeitig steigen die Mieten in den Großstädten; sowohl dort als auch auf dem Land entstehen viel zu große Wohnungen und Einfamilienhäuser. Diese Planung geht am Bedarf vorbei, unnötige Ressourcen werden verbaut und die Neubauten belasten Umwelt und Klima.
Dass Bauen und Wohnen immer noch die meisten Ressourcen in Deutschland verbraucht, ist allerdings den wenigsten bewusst. Während Ressourceneffizienz inzwischen in nahezu sämtlichen Produktionsbereichen Thema ist – nicht zuletzt um Material und damit Kosten zu sparen –, sinkt der Primärenergiebedarf des Bauens und Wohnens trotz innovativer Produkte kaum. Die bisherige Rechnung ist so einfach wie verlockend: Je intensiver der Materialeinsatz, umso höher die Kosten, desto höher der Preis, die Mieten, der Gewinn für alle Beteiligten: Planer, Architekten, Ausführende, Investoren.
Doch ein einfaches Weiter-so kann sich ein bauendes Deutschland nicht länger leisten: Jede verbaute Tonne Rohstoff belastet die Klimabilanz und gefährdet das Ziel, die menschengemachte Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Genauso wie jede Tonne Material, die nicht unaufwändig wiedergewonnen und wiederverwendet werden kann. Jede Tonne Kohlendioxid, die aufgrund von lebensuntauglicher Wohn-, Mobilitäts- und Infrastruktur entsteht, verschlechtert die Bilanz im Betrieb. Jede Fläche, die für nicht-nachhaltige Wohn-, Verkehrs- und Gewerbegebiete vergeudet wird, macht sich bitter bemerkbar.
Bauen wir weiter wie bisher, verbauen wir unsere Zukunft. Notwendig ist daher eine Bauwende: ein Wandel des bisherigen Bauens hin zu einem nachhaltigen, ressourceneffizienten, rohstoffarmen Bauen und Wohnen. Wie das funktioniert, zeigen wir in diesem factory-Magazin.
Da ist zum Beispiel der Faktor X des geringeren Materialeinsatzes, wie er bei Neu- und Umbauten zum Prinzip werden könnte. Oder eine veränderte Baukultur, die nicht nur Bauprodukte, sondern auch Wirtschaft und Politik einschließt. Bauvorschriften, die nicht ressourcenorientiert sind, zu solchen zu machen, hätte großen Einfluss. Schon in der Planung Jahrzehnte vorauszuschauen, wie im Indeland, würde ressourcenschonend wirken. Selbst Gewerbegebiete könnten sich von Flächenfressern zu „grünen“ Gewinnbringern wandeln. So ließen sich auch Lebensstile ressourcenleichter leben – mit einer Digitalisierung, die auf Selbstbestimmung und -erfahrung setzt. Und schließlich die Grundvoraussetzung für eine ressourcenschonende Circular Economy: das recyclingfähige Planen und Bauen.
Mit solchen Beiträgen hoffen wir in Zeiten, da Wende und Wandel diskreditiert zu sein scheinen und diffuse Ängste dominieren, zu (er)baulichen Veränderungen im Sinne einer besseren, gerechteren und solidarischen Gesellschaft zu ermutigen. Getreu dem Motto von Bob, dem Baumeister: Yo, wir schaffen das!
Ralf Bindel und das Team der factory
Mehr Beiträge zum Thema Nachhaltiges, ressourceneffizientes Bauen im factory-Magazin Besser Bauen. Das steht kostenlos zum Download, ist schön illustriert und mit sämtlichen Beiträgen, Zahlen und Zitaten angenehm lesbar auf Tablets und Bildschirmen. Online im Themenbereich sind zunächst nur einige Beiträge verfügbar – dafür lassen sie sich dort auch kommentieren und bewerten.
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