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Bundespreis Ecodesign: Projekte sind Muster für intelligente Lösungsansätze

Auf dem Weg zu Circular Economy und Klimaneutralität sind die diesjährigen 14 Gewinnerprojekte Beispiele für alle, die zukunftsfähige Produkte und Services gestalten wollen: von klug gestalteten Leuchten über Saisonkalender für grünen Strom bis hin zu Fertigteil-Fundamenten für Windkraftanlagen, Pfandstühlen und Shared Factories.

Seit 2012 zeichnet der Bundespreis Ecodesign Produkte und Services aus, die als Beispiele einer Gestaltung dienen können, die irgendwann auch zur Pflicht werden könnte: Wenn die Einsicht erfolgt, dass eine ressourcen- und klimaschonende Kreislaufwirtschaft nicht ohne entsprechende Designvorgaben erfolgreich sein kann.

Die EU-Kommission will jedenfalls bis 2024 ihre weiterentwickelte Ökodesign-Richtlinie für alle Produktgruppen in eine Verordnung überführen, und damit für mehr Gewicht und unmittelbare Umsetzung in den Mitgliedstaaten sorgen. Sich auf eine zirkuläre Wirtschaft einzustellen und Produkte und Dienstleistungen entsprechend zu gestalten, müsste also eigentlich Aufgabe für alle Unternehmensverantwortlichen sein.

Dass die Circular Economy in jedem Fall der Schlüssel zu einer klimaneutralen Wirtschaft ist, da rund 50 Prozent der Treibhausgasemissionen auf die Übernutzung natürlicher Ressourcen zurückgeht, hat das Internationale Ressourcenpanel (IRP) der Vereinten Nationen wiederholt berichtet.
Auch der neue Ressourcenbericht des Umweltbundesamts macht erneut deutlich, dass Deutschland seinen Ressourcenverbrauch reduzieren muss, um Emissionen zu verringern und Klimaneutralität zu erreichen. Die Gewinner des Ecodesign-Bundespreis 2022 zeigen jedenfalls wieder einmal, wie das gehen könnte.

137 Einreichungen gab es nach der europaweiten Ausschreibung des diesjährigen Preises im April 2022. Daraus nominierte die interdisziplinär besetzte Jury 28 Projekte für den Preis. Schon diese Nominierungen zeigten eindrucksvoll, wie groß der Erfindungsreichtum inzwischen bei den nachwachsenden aber auch etablierten zukunftsorientierten Unternehmen inzwischen ist.

Bei der Preisverleihung in Berlin erhielten nun die 14 Gewinner*innen ihre Bühne – wobei Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte, dass sie sich im Kreis der EU-Mitgliedstaaten dafür einsetzen werde, dass "künftig nur noch wirklich nachhaltige Produkte auf den Binnenmarkt kommen, die zum Beispiel reparierbar oder recycelbar sind". Schließlich seien umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen "der Schlüssel zu nachhaltigem Konsum."

Und Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), forderte zur Mitgestaltung auf: "Wir benötigen für die Zukunft mehr solcher mutigen Ideen, die bestehende Infrastrukturen und Denkweisen hinterfragen und intelligente Lösungsansätze anbieten."

Die ausgezeichneten Projekte sind in jeweils ihrer eigenen Art besonders gute Beispiele dafür, wie mit dem Ecodesign-Ansatze bestehende Anwendungen überdacht und zu einer eindrucksvoll einleuchtenden Zukunftsfähigkeit verändert werden können. So platt es klingen mag: Sie sollten Schule machen und sind in jedem Fall mehr als einen Blick wert.
 
Prämiert hat der Bundespreis Ecodesign 2022 in vier Kategorien folgende Projekte:
 
Kategorie Nachwuchs

  • 2harvest – OPV-Gewächshausfolie | Hélène Fontaine (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Sachsen-Anhalt)
    Die langlebige und flexibel verwendbare 2harvest-Gewächshausfolie aus PET besitzt integrierte organische Photovoltaikzellen. Damit wird eine Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche ermöglicht, denn Energie und Nahrung können parallel produziert werden.

  • 5 TONS | Maren Klamser (Bauhaus-Universität Weimar, Thüringen)
    5 TONS ist ein mineralischer und recyclingfähiger Feststoff, hergestellt aus Ziegelmehl von Mauerwerksbruch und rezyklierter Gesteinskörnung aus mineralischem Bauschutt. Das Material ist die Basis eines Trockenstapelsystems für Mauerwerkssteine.

  • PeakPick | Sascha Greilinger (Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, Bayern)
    Die App PeakPick ist ein Saisonkalender für grünen Strom. Indem das Einschalten von Geräten in einen Zeitraum mit hohem Anteil an Energieerzeugung durch Wind- und Solaranlagen verschoben wird, findet das Prinzip der Lastverschiebung auch in Privathaushalten Anwendung.

  • re:wet – peat:lab | Milan Bergheim (weißensee kunsthochschule berlin, Berlin)
    re:wet ist ein service-blueprint für die Wiedervernässung von Mooren. Mit dem peat:lab erheben Landwirt*innen Daten wie Geländehöhen oder Wasserstände und speichern diese in einem digitalen Zwilling. So können Maßnahmen zur Wiedervernässung geplant und koordiniert werden.

 
Kategorie Konzept

  • Shared Factory | ito ito GmbH (Firmensitz: Bremen), one/one GbR (Firmensitz: Bremen)
    Mit der Shared Factory werden Modelabel und Strickereien Teil einer digitalen On-Demand-Design- und Produktionsplattform für Knitwear. Mit der SaaS-Lösung können Entwürfe digitalisiert, frei verändert, erst verkauft und dann produziert werden.


Kategorie Service

  • reverse.supply | RS Recommerce Technologies GmbH (Firmensitz: Berlin)
    reverse.supply bietet mit der Recommerce-Plattform eine effiziente Lösung für Modehändler, ihren eigenen Secondhand-Shop auf- oder auszubauen und sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich sinnvoll mit Retouren, Überhängen oder B-Ware umzugehen.

  • REX | Circuform B. V. (Firmensitz: De Meern, Niederlande), Studio Ineke Hans (Firmensitz: Arnhem, Niederlande)
    Als erster niederländischer Pfandstuhl kann REX jederzeit bei den örtlichen Circuform-Sammelstellen gegen eine Rückzahlung zurückgegeben werden. Zurückgebrachte Pfandstühle werden geprüft und gereinigt, bei Bedarf repariert und weiterverkauft – erneut mit Pfand.


Kategorie Produkt

  • AYNO Leuchtenfamilie | Midgard Licht GmbH (Firmensitz: Hamburg), Diez Office (Firmensitz: München, Bayern)
    Durch Steckverbindungen können LED und Trafo von AYNO ausgetauscht werden, was sie zu einer der ersten durch Kund*innen werkzeugfrei reparierbaren LED Leuchten macht. Bereits hergestellt aus recycelten Werkstoffen, lässt sie sich selbst leicht in drei recycelbare Primärwerkstoffe trennen.

  • HIIVE | HIIVE UG (Firmensitz: Teltow, Brandenburg)
    HIIVE bietet Honigbienen ein naturnahes, artgerechtes Zuhause, indem es auf die Bedürfnisse der Tiere eingeht. Die Konstruktion repliziert das Mikroklima einer Baumhöhle, dem natürlichen Habitat der Bienen. Der modulare Aufbau gewährleistet eine einfache Reparierbarkeit.

  • Köderschutzbox ToxProtect 1402 | ball–b GmbH & Co KG (Firmensitz: Nürnberg, Bayern)
    Mit den ToxProtect-Köderschutzboxen kommen Köder auch bei Hochwasser nicht mehr in Kontakt mit Wasser. So werden bis zu 98 % an Giftködern eingespart und die gefährlichen Stoffe lagern sich nicht mehr in der Umwelt ab.

  • Steelcase Flex Perch Stehhocker | Steelcase AG (Firmensitz: München, Bayern)
    Der Steelcase Flex Perch Stehhocker ist das weltweit erste Möbelstück, das mit Kunststoff aus dem ChemCycling-Projekt von BASF hergestellt wird. Bei dieser Technik entsteht aus einem Abfallstrom der Elektronikproduktion ein neuartiger Rohstoff.

  • V-Locker Smart Bike Parking System | V-Locker AG (Firmensitz: Dübendorf, Schweiz), Meyer-Hayoz Design Engineering AG (Firmensitz: Winterthur, Schweiz)
    Im automatisierten V-Locker Smart Bike Parking System können bis zu 60 Räder sicher auf einem PKW-Stellplatz aufbewahrt werden. Dank individueller Fassadengestaltung fügen sich die modularen Türme ins urbane Umfeld ein. Die Bedienung ist mittels Smartphone-App intuitiv.

  • Windkraft: Fertigteil-Fundamente | Smart & Green Mukran Concrete GmbH (Firmensitz: Sassnitz, Mecklenburg-Vorpommern)
    Die Fertigteil-Fundamente für Windkraftanlagen bestehen aus vorgefertigten Rippen- und Ringelementen sowie dem Ankerkorb und benötigen bis zu 70 % weniger Beton. Sie können mit ca. 40 Standard-LKW zur Baustelle gefahren und dort innerhalb einer Woche installiert werden.

  • X-Change Technologie | Molto Luce GmbH (Firmensitz: Wels, Österreich)
    Die Molto Luce X-Change Technologie ermöglicht den einfachen Wechsel einer LED-Platine, ohne die gesamte Leuchte tauschen zu müssen. Der Wechsel erfolgt mittels Bajonette-Verschluss und funktioniert komplett werkzeuglos.

Das Bundesumweltministerium und das UBA loben den Bundespreis Ecodesign seit 2012 jährlich gemeinsam mit dem Internationalen Design Zentrum Berlin aus. Der Wettbewerb zeichnet in den vier Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs herausragende Arbeiten aus, die aus Umwelt- und Designsicht überzeugen. Er richtet sich an Unternehmen aller Größen und Branchen sowie Studierende.
 
Innovationsgehalt, Gestaltungsqualität und Umwelteigenschaften stehen bei der Bewertung im Vordergrund. Auch Auswirkungen auf die Alltagskultur und das Verbraucherverhalten werden berücksichtigt. Dabei findet der gesamte Produktlebenszyklus von den Vorstufen der Produktion, über Fertigung, Distribution und Nutzung bis hin zum „End of Life“ Beachtung.

Am 23. Januar 2023 startet der Wettbewerb für den Bundespreis Ecodesign 2023.

Mehr zur zirkulären Gestaltung und den dazu notwendigen Instrumenten im factory-Magazin Klimaneutral, mehr zur Kultur der Kreislaufwirtschaft im factory-Magazin Circular Economy – und in den jeweiligen Themenbereichen und den dort aufgeführten dazugehörigen News. Zu notwendigen Reduktion des Ressourcenverbrauchs erscheint im Dezember 2022 das factory-Magazin Ressourcen. Der Newsletter informiert, wann das Heft erscheint.

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