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  • Bild: Climate Action Tracker, Global Update Bericht, November 2025

Klimaschutzpläne für 2035 begrenzen Erderhitzung nur auf 2,6 Grad Celsius

Zehn Jahre nach dem Übereinkommen von Paris 2015 gibt es kaum messbaren Fortschritt zur stärkeren Begrenzung der Erderhitzung – das Paris-Ziel von 1,5 bis 2 Grad wird mit den jüngsten nationalen Klimaschutzplänen nicht erreicht werden, zeigt der aktualisierte Projektionsbericht des Climate Action Tracker zur Klimakonferenz COP30.

Die Weltgemeinschaft zeige sich zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen an einem gefährlichen Punkt der Selbstzufriedenheit. Der neue “Global Update”-Bericht des Climate Action Tracker (CAT), vorgestellt auf den Klimaverhandlungen in Belém, Brasilien, zieht diese ernüchternde Bilanz.

Denn seit vier Jahren stagniert dieser Ausblick auf die globale Erwärmung. Weder neue Klimaziele noch politische Maßnahmen veränderten den Kurs – die Erde steuere weiterhin auf etwa 2,6 Grad Erhitzung zu.

Die 2035-Ziele, die viele Staaten zuletzt eingereicht hatten, „drehen den Temperaturregler kein Stück“, heißt es im Bericht. Von den 40 analysierten Regierungen habe fast keine ihr 2030-Ziel nachgeschärft – obwohl genau diese Dekade entscheidend dafür sei, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

 

Keine Emissionsminderung, stattdessen größere Lücke

Statt entschlossener Schritte gäbe es lediglich kosmetische Ankündigungen. Die Folge: Das "Gap", die Lücke zur Zielerfüllung, wachse weiter – von 29 auf 31 Gigatonnen CO₂-Äquivalente bis 2035.

Auch der leicht verbesserte „Current Policies Pathway“ – eine rechnerische Senkung von 2,7 auf 2,6 Grad – ist laut CAT kein Fortschritt durch Politik, sondern Ergebnis einer methodischen Anpassung.

Reale Emissionsminderungen seien nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Seit 2020 stagnieren die globalen Emissionen – oder steigen weiter, befeuert durch fossile Infrastrukturprojekte, die vielerorts noch immer bewilligt und ausgebaut werden.

Die Hoffnung ruhe auf dem Paris-Abkommen selbst: Es habe, so der CAT-Bericht, „die Spielregeln globaler Klimapolitik neu geschrieben“. So lag 2015 die Prognose bei 3,6 Grad Erwärmung bis 2100, heute ist es rund ein Grad weniger. Dieser Fortschritt sei vor allem strukturell begründet – es gäbe zwar ein mehr an Investitionen, Innovationen und Reformen. Doch was fehle, sei Geschwindigkeit.

 

Globales Systemversagen teuer bezahlt

„Regierungen müssen das Tempo jetzt massiv erhöhen“, fordert Niklas Höhne vom NewClimate Institute. Die exponentiell wachsende erneuerbare Energiewirtschaft biete die Chance, Emissionen schneller zu senken als bislang gedacht – wenn die politischen Weichen entsprechend gestellt würden.

Doch viele Regierungen bremsen. Neue Gasverträge der EU, Kohlekraftwerke in China, Gasexpansion in Australien oder Öl-Exporte aus Norwegen – all das addiere sich zu einem globalen Systemversagen, das Menschen anderswo teuer bezahlen.

„Das sind keine abstrakten Politentscheidungen, sondern physische Realitäten mit menschlichen Folgen“, warnt Sofia Gonzales-Zuñiga, Hauptautorin des Berichts. Extreme Wetterereignisse, Fluten, Dürren und Ernteausfälle seien die direkte Rechnung.

Der Ton des Berichts ist dringlich, aber dennoch nicht hoffnungslos. Das Pariser Abkommen wirke, seine Versprechen blieben jedoch unvollendet.

Ohne tiefgreifende Emissionssenkungen von über 50 Prozent bis 2030 – die Forderung des Weltklimarats IPCC – droht ein gefährliches Überschießen der 1,5-Grad-Grenze – mit Konsequenzen, die sich nicht mehr zurückverhandeln lassen.

"Die Atmosphäre verhandelt nicht", erinnert CAT-Autorin Gonzales-Zuñiga, "und sie wartet auch nicht."

  • Anders organisieren: Die Menschheit müsste ihr Wirtschaften ändern, will sie ihre Lebensgrundlagen menschlich erhalten. Die Hürden dazu lassen sich überwinden – der Stand der Dinge.
  • Anderswo investieren: Auch auf dem COP30 häufen sich die Plädoyers, besser das Wirtschaften im globalen Süden zu finanzieren. Profitieren würden alle.
  • Anders vorstellen: Der Erhalt des Wohlstandsbegriffs ist zum Motiv für Naturvernichtung geworden. Das ließe sich ändern – mit dem Bewusstsein, wie Wohlstand entsteht.
  • Anders ackern: Moore zu schützen, wieder zu vernässen und anders zu bewirtschaften, würde mehr für die CO2-Speicherung leisten als alle technischen Lösungen.

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