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Klima als Plattentektonik der sozialen Frage

Nicht nur in Wahlkämpfen wird immer wieder eine Rolle spielen, an welcher Stelle "das Soziale" gegenüber "dem Klima" genannt wird. Der Forderung nach einer gerechten und konsequenten Klimapolitik zur Erreichung globaler Klimaziele wird stetig entgegengehalten, sie sei "sozial ungerecht", weil sie Arbeitsplätze koste und die Kosten für Mobilität und Ernährung für "weniger Vermögende" erhöhe. Dass die "soziale Entwicklung" aber entscheidend durch die Begrenzung des Klimawandels getrieben wird, zeigt ein Blick auf die tickende Klimauhr.

Wenn es um die Diskussion notwendiger Veränderungen für einen jetzt zügigen Wandel zum Klimaschutz geht, für den sich die Weltgesellschaft mit den Pariser Klimazielen ausgesprochen hat, stehen immer auch zwei Elefanten im Raum: "die Wirtschaft" und "das Soziale".

Wobei beide eigentlich für das vermeintlich Gleiche stehen: Geht es der Wirtschaft gut, sei auch für das Soziale gesorg, heißt es. Gut gemeint ist meist "Wohlstand für alle", nur selten ist von einem "Guten Leben" für alle die Rede.

In seinem Beitrag über die Klima-Uhr als politischer Game Changer beleuchtet der Soziologe Andres Friedrichsmeier, wie sich die Debatte um Klima- und soziale Entwicklung verschoben hat – und wie nun die Klimafrage auch die soziale Frage klärt, wenn sich nichts an der gemeinsamen Priorisierung tut.

Schließlich ist nicht länger Armut der größte Umweltverschmutzer, längst ist Reichtum der größte Ressourcenverbraucher und Treibhaustreiber. Während Ärmere den geringsten ökologischen Fußabdruck verursachen, leiden sie doch am meisten unter den Folgen der Entwicklung.

Diese verschärft nicht nur die Erderwärmung, sondern auch die soziale Ungleichheit und führt mitnichten zu einer brisanten gesellschaftlichen Spaltung, deren Konflikte wiederum zu monströsen politischen Entwicklungen führen können.

Dabei ist bekannt, dass klimaschädliche Subventionen wie in Deutschland und Europa vor allem den Vermögenden nutzen, ihr Abbau dagegen zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen würde. Ebenso ist Fakt, dass gut gemachte Klimaschutzpolitik auch sozial erfolgreich, schlechte dagegen ein Geschenk für die fossile Industrie ist. Selbst der wachsende Ressourcenverbrauch und damit der größte Rebound- und Klimatreiber ließe sich durch Gleichheit drosseln.

"Strukturen der sozialen Ungleichheit wirken sich negativ auf die Resilienz von sozialen System aus", schrieb der Soziologe Davide Brocchi schon im factory-Magazin Steuern.

Andres Friedrichsmeier wird in Change deutlich: "Zu befürchten ist, dass die Klimauhr die Dynamik des Rechtspopulismus weitertreibt." Allerdings macht der Autor doch auch noch Hoffnung auf eine neue, undogmatische Zusammenarbeit mit erfrischender Dynamik – dank dröhnender werdenden Tickens.

Das factory-Magazin Change ist kostenlos zum Download erhältlich und enthält alle Beiträge zum Thema Veränderung, Krisenbewältung und nötigen Instrumenten, von denen einige auch im Online-Themenbereich zu lesen sind – wie nun auch die Klima-Uhr als Game-Changer.

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