Für die meisten Unternehmen ist der effiziente Umgang mit Ressourcen vor allem eine Bedingung profitablen Wirtschaftens. Erst in zweiter Linie ist es auch eine ökologische Herausforderung. Doch in Zeiten des allgegenwärtigen Klimawandels ändern sich die Bedingungen: Die Sensibilität dafür, dass Ressourcenschutz gleich Klimaschutz ist, wächst sowohl bei Mitarbeitern wie Kunden und Öffentlichkeit – neben steigendem Kostendruck und dem Kampf um Wettbewerbsfähigkeit. In Nordrhein-Westfalen spürt das der Wirtschaftsbereich, der das dazu notwendige Know-how anbietet: Um 12 Prozent ist der Sektor „Materialeffiziente Produktionsprozesse und Technologien“ in der Erwerbstätigkeit gewachsen, der Umsatz stieg zwischen 2009 und 2012 um rund 20 Prozent, so der aktuelle Umweltwirtschaftsbericht für Nordrhein-Westfalen.
Dabei ist das Ende der Ressourceneffizienz noch lange nicht erreicht, wie die Teilnehmer des gemeinsam vom NRW-Umweltministerium und der Effizienz-Agentur NRW durchgeführten Wirtschaftsforum Ressourceneffizienz in Duisburg erkannten. Im Mittelpunkt standen hier Analysen von Prozessen und das Erkennen von Effizienzpotenzialen in Unternehmen.
Schließlich machen laut statistischem Bundesamt die Kosten des Material- und Energieeinsatzes für Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe 2013 im Durchschnitt 57,4 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Und fast drei Viertel der Unternehmen sehen die Effizienzpotenziale in ihren Branchen als noch nicht ausgeschöpft an, so eine aktuelle VDI-Studie.
„Wir arbeiten seit mehr als 15 Jahren am Thema Ressourceneffizienz – und es hat sich stetig mit der Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft verändert", betonte Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW, die im Auftrag des NRW-Umweltministeriums Unternehmen aus Industrie und Handwerk in Sachen Ressourceneffizienz berät und unterstützt. „Heute stehen neben den Prozessen und Materialien auch zunehmend die Produkte und die Wertschöpfungsketten im Vordergrund, um einen noch größeren Hebel zur Ressourcenschonung bedienen zu können. Die Prinzipien aber sind die gleichen: Alle Prozesse im Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette analysieren, Potenziale aufdecken und Wege zur Umsetzung aufzeigen."
Im schwankenden Industrieland NRW, das immer noch stark geprägt ist durch Energie-, Chemie- und Stahlindustrie, ist die Ressourceneffizienz zu einem bedeutenden Marktsegment geworden. Von den (Stand 2012) 123.000 bundesweit im Bereich materialeffizienter Produktionsprozesse und Technologien bestehenden Arbeitsplätzen entfällt ein Sechstel auf nordrhein-westfälische Betriebe. Allein in der Metropolregion Ruhr wiesen laut Wirtschaftsbericht 2015 die Unternehmen im Leitmarkt Ressourceneffizienz ein Umsatzplus von 5,9 Prozent auf 63,9 Mrd. Euro aus.
Neben den ökonomischen Effekten ist auch der Umweltnutzen beachtlich: Deutlich wird, dass materialeffiziente Produktionsprozesse und Technologien sowie Stoffstrommanagement die Einsatzmengen von Rohstoffen und Betriebsmitteln verringern. Außerdem zeichnen sich ressourcenschonende, abfallarme Produktionsverfahren häufig durch den Einsatz alternativer Werkstoffe aus. Weitere Maßnahmen sind die Anwendung innovativer Prozessteuerung, Regeltechnik, Sensorik und Software, die Kreislaufführung von Betriebsmitteln sowie die Reduzierung des Bedarfs an Schmiermitteln, Verschleißteilen und Zusatzstoffen.
Das wachsende Interesse an Ressourceneffizienz will NRW weiter nutzen. Immerhin ist das Land mit rund 320.000 Erwerbstätigen und 70 Milliarden Euro Umsatz bundesweit der größte Anbieter von Produkten und Dienstleistungen der Umweltwirtschaft. Und die Bedingungen für die ressourcenintensive Produktion ändern sich weltweit – eine ressourcenleichte oder ressourcensmarte Produktion ist langfristig global notwendig. Das Know-how und die Technologie dazu könnte dann aus NRW kommen. Die Landesregierung hat deswegen eine Umweltwirtschaftsstrategie ins Leben gerufen, ein noch entstehender Masterplan soll die Umsetzung regeln. In diesen fließen auch die Ergebnisse des Forums ein, mit welchen Strategien Unternehmen noch ressourceneffizienter werden können. Das bedeutet: weiteres Wachstum für weniger Verbrauch. Wenn dann auch noch Suffizienzpolitiken wirken, könnten auch Reboundeffekte vermieden werden und der Ressourcenverbrauch tatsächlich absolut verringert werden.