Er passt in die Reihe der schönen Atlanten von LeMonde Diplomatique, Böll-Stiftung und BUND über Globalisierung, Fleisch, Kohle und Energie: Der Atlas der Arbeit erscheint erstmalig mit Texten und Grafiken über das Thema Arbeit in Deutschland, Europa und der Welt, ist angenehm bündig, gewohnt informativ und fein illustriert.
Das thematisch und begriffliche Spektrum ist weitgefasst: Es geht um die ungleiche Einkommensentwicklung in Deutschland und um die „moderne Sklaverei“ in Südasien, um die Digitalisierung und die duale Berufsausbildung, um die Geschichte der Faulheit und um die beginnende Deindustrialisierung in China, um Tarifverträge in Europa und sogar das Grundeinkommen – dem die Gewerkschaften skeptisch gegenüber stehen. Herausgeber*innen sind die Hans-Böckler-Stiftung und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Texte kommen von verschiedenen Autor*innen.
Sind sind maximal doppelseitig lang mit und prägnanten, aktuellen Infografiken, gestaltet von der renommierten Berliner Atlasmanufaktur, die eben auch die zu Globalisierung, Boden, Konzernen, Europa, Fleisch und Co. gestaltet hat. Wer also eine solide Grundlage benötigt, um über die Arbeit der Zukunft oder die Zukunft der Arbeit zu diskutieren, erhält diese mit dem den Atlas. Das Gute dabei: Er ist kostenlos und kann unter www.boeckler.de/atlas-der-arbeit als Druckexemplar bestellt oder digital heruntergeladen werden – sogar auf Englisch.
Der Atlas hält viel nützliches Wissen parat, wenn es um Produktivität, Ungleichheit, Arbeitszeiten, Migration und Roboter geht. Wussten Sie zum Beispiel, dass:
• Lohn und Gehalt in Deutschland von 2000 bis 2017 um knapp 49,3 Prozent zugelegt haben, die Unternehmens- und Kapitaleinkommen aber um 75,2 Prozent? Und was Tarifverträge damit zu tun haben? (Daten dazu auf Seiten 15 und 16 im Atlas).
• Die Arbeitslosigkeit rein rechnerisch durch den demografischen Wandel ab 2027 kein Thema mehr sein müsste? Vorausgesetzt, es gelingt, das (Aus-)Bildungssystem fit zu machen für die Zukunft. (S. 23 und 26).
• Der Sparkurs in Portugal dazu geführt hat, dass nur noch 242.000 Beschäftigte einen Tarifvertrag haben – statt 1,9 Millionen wie 2008 (S. 41)?
• Das Durchschnittseinkommen in Frankreich zwar niedriger ist als in Deutschland, aber weniger Menschen armutsgefährdet, die Schulklassen und die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern kleiner sind. Und dass im Nachbarland pro Jahr 160.000 Kinder mehr geboren werden als bei uns (S. 46)?
• Mögliche Arbeitsplatzverluste durch die Digitalisierung in China und Indien womöglich ein viel größeres Problem sind als in Europa und der historische Zenit bei der Industriebeschäftigung in beiden Ländern bereits überschritten ist (S. 49)?
• Rund 40 Millionen Menschen weltweit Opfer „moderner Sklaverei“ sind und auch in Deutschland für Immigrantinnen und Immigranten das Risiko von Zwangsarbeit wächst (S.52)?
Mehr zu Aspekten der Arbeit auch in den factory-Magazinen zu Gender, Kooperation, Selbermachen, Wertschätzung, Divestment und demnächst Digitalisierung.