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EU könnte globale Entwaldung durch ihre Agrarpolitik reduzieren

Die EU ist mit ihrer Agrarpolitik weiterhin mitverantwortlich für die fortschreitende, klimaschädliche Entwaldung, vor allem in Südamerika. Weil sie Fleisch und Futtermittel von dort günstig importiert, fördert sie damit auch den Waldverlust. Würde die EU die Agrarsubventionen an ökologisch-soziale Produktionskriterien koppeln, würden sowohl Wald- und Klimaschutz als auch die Bauern gewinnen.

Eine neue Studie fasst im Vorfeld der Anhörungen für die Neuordnung der EU-Agrarpolitik nach 2020 zusammen, wie Entwaldung in Südamerika und Europa zusammenhängen (Agriculture and deforestation – The EU Common Agricultural Policy, soy and forest destruction). Entstanden ist sie bei fern (engl. für Farn), einer niederländischen Nichtregierungsorganisation, die die EU-Politik in Bezug auf Wälder und Menschen verfolgt und die Aktivitäten europäischer Waldschutz-NGO bündelt.

Der Studie zufolge werden 70 Prozent der tropischen Wälder für Weideflächen zur Tierhaltung, Sojaanbau für Tierfutter, Palmöl und Holz gerodet. Soja ist nach den Weideflächen der zweitgrößte Treiber. Weltweit verursacht es 19 Prozent der Waldverluste. Rund die Hälfte aller Verluste (47 Prozent) importiert die EU in Form von Produkten. 83 Prozent des Sojamehls gehen in die EU-Masthaltung von Schweinen und Geflügel. 73 Prozent der EU-Sojaimporte stammen aus Brasilien, Argentinien und Paraguay, in denen die Entwaldung besonders steigt. Weil Import-Soja vom Zoll befreit ist und der heimische Proteinanbau nicht mehr gefördert wird, ist es für die Tierhalter in der EU das günstigste Tierfutter. Und schließlich ist es die Lebensweise, die entscheidet: Die Menschen in der EU ernähren sich zu durchschnittlich 60 Prozent von tierischem Protein, wenn auch mit großen länderabhängigen Unterschieden.

Das neuen Studie verdeutlicht nicht nur, wie die Zusammenhänge zwischen den Fleisch- und Sojaimporten der EU und der Entwaldung sind – sie macht auch Vorschläge für eine neue gemeinsame Agrarpolitik der EU ab 2020. Die Vorschläge stimmen mit denen überein, die auch schon in der </iframe> - external-link>EU-Bürgerbefragung deutlich wurden: Eine Kopplung der Agrarsubventionen an die Reduzierung von Stickstoffeintrag, an ein Mehr für Tierwohl und -gesundheit und an effiziente Ressourcenverwendung. Eine solche Politik und die Internalisierung der externen Kosten würde zu einer Ökologisierung der Landwirtschaft führen, zu mehr Weidehaltung und zu mehr Permakultur, empfehlen die Autor*innen.

Auch eine Entkopplung von Subventionen pro gehaltenem Tier würde zu weniger Entwaldung führen. Mit einer neuen "Food and Farm"-Politik könnte die EU jedoch mehr für die klimaschützenden Wälder tun und ihre Klimaschutz- und Waldschutzziele gemäß dem Nachhaltigkeitsziel Nr. 15 der Sustainable Development Goals (SDG) erreichen.

Solange jedoch die Forderung der Verbraucher nach billigen tierischen Lebensmitteln besteht und die EU den Produzenten erlaubt, diese Forderung zu erfüllen, werden die Massentierhaltung und die massive Entwaldung für Weideflächen und Soja anhalten. Allerdings wünschen sich immerhin über 90 Prozent der Deutschen, dass Landwirte für eine umwelt- und tierfreundliche Produktion Fördergelder erhalten.

Die EU müsse deswegen die Politik für eine weniger "waldfressende" Lebensweise der Europäer intensivieren und einen entsprechenden Aktionsplan einrichten. Dieser könnte sich an den Initiativen für die Regulierung globaler Lieferketten orientieren, schreiben die Autor*innen von Fern. Er könnte Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion von Soja und anderem Tierfutter enthalten, die mit den Bauern in den Herkunftsländern verhandelt werden, die Indikatoren für Waldschutz und Landnutzung enthalten.

Aber gerade in Verbindung mit einer europäischen Förderung ökologisch-sozialer Landwirtschaft könnte erreicht werden, dass weniger Futtermittel importiert werden. Wird zudem mit einer Düngemittelverordnung die Ausbringung von Stickstoff aus der Massentierhaltung reguliert, kann auch der enorme Stickstoffüberschuss, der die Gewässer und Pflanzen belastet reduziert werden. Schließlich ist der problematische Stickstoffüberschuss zum größten Teil durch die importierten Futtermittel verursacht.

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