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  • Wachstum des Datenverkehrs am Internet-Exchange-Knoten in Amsterdam.
    Wachstum des Datenverkehrs am Internet-Exchange-Knoten in Amsterdam von 2002 bis 2016, jeweils für den Monat Januar.

Das Internet kennt keine Grenzen des Ressourcenverbrauchs

Schon heute verbrauchen Internetnutzung und -betrieb etwa fünf Prozent des globalen Strombedarfs. Nicht nur vergrößern sich die Datenströme zu und von menschlichen Nutzern, auch die Größe des Internets der Dinge wächst – und damit der Anteil an Klimawandel und Ressourcenverbrauch. Wissenschaftler fordern eine Debatte über die Grenzen des Wachstums des Internets und eine suffiziente Nutzung.

Die planetarischen Grenzen des Wachstums sind real. Zur Zeit verbrauchen die Menschen weltweit bereits 60 Prozent mehr Ressourcen als jährlich nachwachsen – sie leben bereits von den Reserven. Beim Transport von Daten, die im Grunde nur aus Nullen und Einsen bestehen, soll es sie nun auch geben, die Grenzen des Wachstums?

Tatsächlich warnen Wissenschaftler davor, dass ein Internet ohne Grenzen einer der Hauptstromverbraucher der Welt werden könnte. Bis zu 20 Prozent im Jahr 2030, im schlimmsten Fall sogar bis zu 50 Prozent des globalen Strombedarfs. Sie plädieren für eine Debatte, um das Wachstum des Internets zu begrenzen. Dieser Ansicht sind Forscher der School of Computing & Communications der Lancaster University. Denn speziell das "Internet der Dinge" könnte sonst zur Übertragung gewaltiger Datenberge führen, die einen exzessiven Stromverbrauch zur Folge haben. Dagegen vorzusorgen wäre wohl sinnvoller, als irgendwann unter Zugzwang zu stehen und schnell Maßnahmen setzen zu müssen.

Gigantischer Energiefresser 

Omnipräsentes Twittern dank mobilem Internet, Video-Streaming mit immer höherer Bildqualität und mehr lassen den Datenverbrauch der Menschheit ständig steigen. Daher ist das Internet schon jetzt für rund fünf Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich, Tendenz steigend. So wuchs der Datenverkehr britischer Haushalte von monatlich 17 Gigabyte auf 82 Gigabyte in den letzten fünf Jahren. Der mobile Datenverkehr wuchs in den letzten Jahren um 60 Prozent, bis 2021 soll er um weitere 45 Prozent steigen. Manche Experten schätzen, dass 2030 ein Fünftel des weltweiten Energieverbrauchs auf IT entfallen wird. "Dieser steigende Energieverbrauch bereitet bei globalen Bemühungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes ernste Sorgen", betont Mike Hazas, Dozent in Lancaster. Das dass nicht übertrieben ist, zeigt ein Blick auf den Internet- und Kommunikationsanteil des Stromverbrauchs privater Haushalte, der schon jetzt bei 25 Prozent liegt.

Das größte potenzielle Problem ist nicht der Mensch selbst. Denn eine begrenzte Zahl Erdenbürger kann letztlich nur eine begrenze Zahl Katzen-Videos auf YouTube gucken – selbst wenn Auflösungsvermögen und Datentiefe der Geräte steigen. Das Internet der Dinge dagegen ist schier unbegrenzt. Von Witterungssensoren über den Kühlschrank bis hin zum Milchkarton könnte früher oder später so ziemlich alles Daten mit anderen Dingen austauschen. "Die Kommunikation der Geräte erfolgt unbeobachtet, ohne menschliches Zutun und potenziell unbegrenzt", warnt Hazas. Eben das sollte die Menschheit womöglich nicht zulassen.

Geschwindigkeitsbegrenzung 

Das Team um Hazas ist der Ansicht, dass es sinnvoll wäre, schon jetzt mögliche Einschränkungen für den Datentransfer im Internet der Dinge zu planen. Denn bis 2020 könnte sich die Zahl der mit dem Internet verbundenen auf 21 Milliarden mehr als verdreifachen. "Es ist wichtig, über die bestehende Ideen einer 'Geschwindigkeitsbeschränkung' nachzudenken", meint Hazas. Denn das Wachstum der übertragenen Datenberge von vornherein einzuschränken, sei besser, als womöglich in Zukunft das Volumen des Internet-Traffics nachträglich wieder reduzieren zu müssen.

Wie genau Daten-Limits sinnvoller umgesetzt werden sollten, ist den Forschern zufolge noch unklar. Denkbar wären beispielsweise begrenzte Volumenkontingente, aber auch eher ökonomische Ansätze wie von der Wichtigkeit eines Angebots abhängige Preise für Internet-Traffic. Jedenfalls aber sei es wichtig, jetzt über Alternativen zu potenziell unbegrenzten, unbeschränkten Traffic-Bergen nachzudenken.

Wie groß der Rebound-Effekt des Internet-of-Things (IoT) sei, können die Forscher noch nicht sagen. Zum einen erkennen sie an, dass eine verstärkte Kommunikation zu Effizienzgewinnen führen kann, aber auch, dass durch selbstfahrende Autos, Datenarmbänder und permanente Onlineverbindung der Ressourcenverbrauch wieder steigen könne – ähnlich wie bei größeren Smartphones und Fernsehgeräten. Mehr zu derartigen Effekten im factory-Magazin Rebound, dem kostenlosen PDF-Magazin oder im Themenbereich. Mehr zum Thema Wachstum im gleichnamigen factory-Magazin.

Zum Paper "Are there limits to growth in data traffic?: On time use, data generation and speed": http://www.limits2016.org/papers/a14-hazas.pdf

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