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Bound on Rebound: Die Effizienz hat Folgen

Rebound-Effekte sind der Dämon der technologischen Effizienz: Ihretwegen sind die versprochenen Einsparungen an Ressourcen nicht so groß wie erwartet, teilweise werden sogar mehr als zuvor verbraucht. Ohne Obergrenzen und Lebensstil-Änderung wird der Dämon wohl nicht zu bändigen sein, heißt es im neuen factory-Magazin Rebound.

Wieder mal bringt es der aktuelle Living Planet Report des WWF von 2014 auf den Punkt: Die Menschheit verbraucht pro Jahr 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde jährlich regenerieren und nachhaltig zur Verfügung stellen kann. In Deutschland verbraucht jeder doppelt so viele Ressourcen, als uns nach dem globalen Pro-Kopf-Limit zustehen – wir leben auf Kosten anderer Länder. Immerhin: Unser ökologischer Fußabdruck stagniert, und das bei steigendem wirtschaftlichem Wohlstand – erreicht durch verbesserte Ressourceneffizienz.

Doch selbst mit erhöhter Rohstoffproduktivität kommen wir nicht ins gesteckte strategische Nachhaltigkeits-Ziel: Bis 2020 werde voraussichtlich nur zwei Drittel der angestrebten Verdoppelung der Rohstoffproduktivität von 1994 erreicht.

Bleiben wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand weiter so stark an den Naturverbrauch gekoppelt, wird der mehr und mehr konfliktbeladene Ressourcenbedarf nicht zu begrenzen sein. Die Rebound-Effekte schlagen erbarmungslos zu, offensichtlich führen die meisten Effizienzgewinne zu weniger Ressourceneinsparung, als erwartet. Wie groß diese nun wirklich sind, wie sie gemessen und wie sie begrenzt werden können, darüber gibt es nach etwa 30 Jahren Rebound-Forschung immer noch große wissenschaftliche Differenzen – und hohen Forschungsbedarf.

Das hat auch die Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität erkannt, die bei unserem Autor Reinhard Madlener ein Gutachten in Auftrag gab. Im neuen factory-Magazin Rebound führt er in die verschiedenen Kategorien und Facetten der Rebound-Effekte ein. Tilman Santarius und Wolfgang Sachs sind zwei weitere Experten des Rebounds: Sie plädieren für eine Suffizienzrevolution vor der Effizienzrevolution. Anschließend beleuchtet Bernd Draser die Tragik von Effizienzanstrengungen, während sich Andreas Exner den Zwängen des herrschenden Systems und den keimenden Loslösungen widmet. Wie sich die Rebound-Effekte in der digitalen Revolution entwickeln, skizziert Ralph Hintemann, die Autorengruppe der Folkwang-Universität plädiert dagegen für eine smarte Aufrüstung der Dinge, um Ressourcenbewusstsein zu erreichen. Der vor kurzem mit dem Deutschen Umweltpreis gekürte ehemalige Präsident des Wuppertal Instituts Peter Hennicke und der Physiker und Politikwissenschaftler Stefan Thomas fordern im Interview eine realistische Betrachtung des Rebound-Effekts – und ebenfalls seine Begrenzung durch Suffizienzpolitik und Obergrenzen des Verbrauchs. Denn ohne die – und das ist die Erkenntnis dieses Magazins – wird es nicht gehen, wenn die Rebound-Effekte nicht die wichtigste Wirkung von Ressourceneffizienzmaßnahmen auf lange Sicht verzögern sollen: die Reduzierung des globalen Ressourcenverbrauchs.

Das factory-Magazin Rebound steht zum kostenlosen Download zur Verfügung. Es ist als PDF-Magazin für die Darstellung auf Tablets und Monitoren optimiert. Im Magazin sind alle Beiträge und weitere Zahlen und Zitate enthalten, dazu ist es reich illustriert, während online unter factory-magazin.de nur ausgewählte Beiträge in schlanker Form zu finden sind. Über das Erscheinen der Magazine informiert ein Newsletter.

factory ist ein Gemeinschaftsprodukt der Aachener Stiftung Kathy Beys, der Effizienz-Agentur NRW und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Das factory-Magazin erscheint vierteljährlich online, eine gedruckte Ausgabe gibt es auf den Veranstaltungen der Herausgeber.

Reichhaltige Rebound-Erkenntnisse wünschen

Ralf Bindel und das Team der factory

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