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Wirtschaft der G7-Staaten auf 2,7-Grad-Kurs der Erderwärmung

Das Ziel des Paris-Abkommens von 2015 verfehlen die Unternehmen der mächtigen G7-Länder deutlich. Durch schärfere Ziele der Politik "kühlt" zumindest die europäische Wirtschaft um 0,3 Grad auf 2,4 Grad ab. Für Klimaneutralität bis 2050 müssen Politik und Wirtschaft jedoch wesentlich mehr tun, zeigt eine Untersuchung des Carbon Disclosure Projects.

Im November 2022 treffen die UN-Staaten im ägyptischen Sharm el-Sheikh zur 27. Conference of the Parties, dem Weltklimagipfel zusammen. Dort werden die Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung wieder verglichen. 2015 hatten sie sich in Paris auf die Begrenzung der Erderwärmung von 1,5 Grad geeinigt, um bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral wirtschaften und die Folgen des Klimawandels begrenzen zu können.

Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Länder nationale Emissionsminderungen durch ihre Politik von den verschiedenen Sektoren erreichen. In Industrieländern wie den G7-Staaten ist es eben vor allem die emissionsintensive Industrie, die diese Ziele nur durch Umstellung der fossilen Energieversorgung, der Produktionsverfahren und durch konsequente Kreislaufwirtschaft erreichen kann. Dafür gibt es viele gute Ideen, doch offenbar immer noch zu wenig Umsetzung – trotz weltweiter Sichtbarkeit der Folgen des Nichthandelns.

Denn weder die Ziele der Länder, noch die politischen Maßnahmen und die der Wirtschaft reichen bisher aus, um die Erderhitzung zu begrenzen. So führen die eingereichten bis 2030 zu erreichenden Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDC) der 197 UN-Staaten bisher zu 2,4 Grad globaler Erwärmung - im Schnitt. Regional bedeutet über dem Land mitunter das zwei- bis dreifache.

Schaut man nun auf die Industrie der G7-Staaten, die etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, 31 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) und 21 Prozent des CO2-Ausstoßes, sieht das sogar noch schlechter aus: Die meist in Geschäftsberichten angekündigten Klimaschutzziele der Unternehmen reichen lediglich für die Erreichung von 2,7 Grad im globalen Durchschnitt.

Die Untersuchung des Carbon Disclosure Projects (CDP) und der Unternehmensberatung Oliver Wyman zeigt, dass Unternehmen in Deutschland und Italien auf dem 2,2-Grad-Pfad sind, gefolgt von Frankreich (2,3 Grad), Großbritannien (2,6 Grad) und den USA (2,8 Grad). Die kanadischen Unternehmen schließen die Liste mit 3,1 Grad.

Immerhin scheint Europas Energieindustrie auf dem Weg zu sein: 1,9 Grad gegenüber dem 2,1 Grad-Pfad des nordamerikanischen und 3 Grad des asiatischen Sektors. Die Autor*innen der Studie loben die bessere Zielsetzung der europäischen Industrie. Für 80 Prozent ihrer Emissionen besäße sie ein Klimaziel von zwei Grad.

Die Science-Based-Targets-Methode zur Reduktionszielsetzung und -maßnahmenfindung (SBT) habe zu Emissionsminderungen von 25 Prozent seit 2015 geführt – der globale Treibhausgasaußstoß von Industrie- und Energieesektor ist im gleichen Zeitraum um 3,4 Prozent gestiegen.

"Der wichtigste Treiber um das Paris-Ziel zu erreichen ist eine ambitionierte Zielsetzung", sagt Laurent Babikian vom CDP. Regierungen, Investor*innen und die Öffentlichkeit müssten gerade von den emissionsintensiven Konzernen mehr Engagement fordern.

Dabei ist auch aufgrund anderer Untersuchungen ganz offensichtlich, dass Unternehmen mehr Reduktion versprechen, als sie ernsthaft umsetzen. Gerade das Ziel der Klimaneutralität nutzen sie aber für das Marketing, statt Emissionen durch Produktionsumstellungen oder in der Wertschöpfungskette zu reduzieren.

Die meisten Unternehmen kompensieren eher durch Emissionshandel und geben nicht an, wie sie ihre Ziele erreichen wollen. Um dieses Greenwashing zu verfolgen, hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres eine Abteilung ins Leben gerufen, die überprüfbare Standards entwickeln soll.

Mehr dazu, wie Unternehmen wirklich klimaneutral werden können und wie sie mit ihren Zielen neue Geschäftsmodelle entwickeln können, lässt sich im factory-Magazin Klimaneutral oder im Themenbereich nachlesen.

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