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  • Ein Stück von der Torte für die Waldgenossen.

Wald 2.0 für Genossen in Holz

Die Bürger entdecken die Genossenschaft neu. Nicht nur bei Energie- und Einkaufsgemeinsschaften kommen vermehrt genossenschaftliche Investition und Teilhabe zum Zuge, sondern erstmals auch beim Wald. Ein neuer Common-ismus?

Jetzt hat es auch den Wald erwischt: In Remscheid gründete sich die erste deutsche Bürgerwaldgenossenschaft e.G.

Nachhaltig wirtschaften geht nur mit sozialer Teilhabe, so das Credo derer, die einen Wandel der Gesellschaft für möglich halten. Vielen geht die zunehmende Privatisierung von Gemeinschaftsgütern wie Boden und Wasser zu weit und die nachhaltige Entwicklung zu langsam. Sie sehen die genosschenschaftliche, direkte Mitgestaltung und Verwaltung der Commons oder Allmende als eine Möglichkeit zur Veränderung. In Remscheid haben sie jetzt die Möglichkeit, sich auch an Waldbesitz und -entwicklung zu beteiligen.

Ziel für die Genossinnen und Genossen ist dabei nicht nur die nachhaltige Geldanlage in der Umgebung, sondern die Sorge um die naturgemäße Bewirtschaftung des Waldes und der Schutz der örtlichen Artenvielfalt.

Natürlich haben die Ortsansässigen auch ein Interesse an der Entwicklung und dem Erhalt der Erholungsfunktionen des Waldes und gleichzeitig an der dauerhaften Sicherung des heimischen Waldbestandes - schließlich bringt der das eingesetzte Kapital irgendwann einmal zurück.

Aber zumindest bietet die Waldeinlage eine vor Ort besser kontrollierbare Garantie für die Rendite, als papierene Versprechen irgendwo in der Ferne. Und der Gewinn liegt beim ortsnahen Wald ja nicht nur in der späteren Nutzung des Holzes oder einer ausgezahlten Dividende, sondern auch in der unmittelbaren Verbesserung und Sicherung der Umwelt.

Gründer sind wie so oft bei den schon bekannten Bürgerenergiegenossenschaften ortsansässige und öffentliche Institutionen. In Remscheid sind es der Forstverband und die Stadtsparkasse Remscheid, die einen modernen und nachhaltigen Bürgerwald mit Beteiligung wollten.

Ab einer Höhe von 500 Euro sind Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und lokale Organisationen. Durch ihre Genossenschaftsanteile werden sie ideelle Waldbesitzer oder Waldbesitzerin und müssen nicht einmal selbst Hand anlegen. Die Satzung allerdings legt ganz klar fest, dass sich die Waldgenossenschaft Remscheid für den nachhaltigen Erhalt des Remscheider Waldes und des Waldes der umliegenden Regionen einsetzen wird, durch "möglichst" naturgemäße Forstwirtschaft.

Mittelfristig will die Genossenschaft bis zu zehn Prozent der Waldfläche dauerhaft aus der Bewirtschaftung zu nehmen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Das NRW-Umweltministerium förderte die Waldgenossen. Sie sieht das Modell eines genossenschaftlichen Waldbesitzes als eine geeignete Möglichkeit, die Zersplitterung von Klein- und Kleinstprivatwaldbesitz zu überwinden, so Minister Remmel. In NRW macht der hohe Anteil und die Vielzahl kleiner Waldgrund eine gemeinsame nachhaltige Forstwirtschaft in der Praxis oft zum Problem.

Die Möglichkeiten für mehr Waldgenossenschaften in NRW sind groß. Noch sind 27 Prozent der Landesfläche (rund 916.000 Hektar) mit Wäldern bedeckt, jeweils etwa zur Hälfte aus Laub- (52%) und Nadelbäumen (48%) bestehend. Besonders waldreich sind die Mittelgebirgsregionen Nordrhein-Westfalens, wie Sauer- und Sieger- und Bergisches Land.

Der Anteil des Privatwaldes ist in NRW besonders hoch: 67 Prozent der Waldflächen werden von privaten Eigentümern bewirtschaftet. Insgesamt gibt es im Land etwa 150.000 Waldeigentümer, 18 Prozent der Waldflächen befinden sich im Besitz der Kommunen, 2 Prozent im Besitz des Bundes und 13 Prozent im Besitz des Landes.

Mehr zu Teilhabe-Projekten, -Ideen und -Zahlen und wie sie die nachhaltige Entwicklung vorantreiben, in der factory-Ausgabe zur Teilhabe.

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