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  • World Map of Urbanisation, Simone Hüttenberend, Ausschnitt aus ARCH+ 223.

Planetary Urbanism – Die transformative Kraft der Städte in 50 ausgewählten Arbeiten

Die UN-Habitat Konferenz im Oktober ist erst die dritte ihrer Art – der Weltsiedlungsgipfel findet seit 1976 im Abstand von zwanzig Jahren statt. Thema 2016 ist die im Zeitalter des Klimawandels so notwendige nachhaltige Entwicklung der Städte. Im Vorfeld erscheinen jetzt die Ergebnisse eines Wettbewerbs, der die besten Informationsdesign-Arbeiten zum Megathema Planetarischer Urbanismus gekürt hat.

1976 fand die erste Habitat statt, der ersten UN-Weltsiedlungsgipfel. Er beschäftigte sich noch mit Fragen der Wohnungsversorgung und Wohnungsnot. 20 Jahre später stand schon die "nachhaltige, menschliche Siedlungsentwicklung in einer sich verändernden Welt" auf dem Programm. 2016 soll es in ecuadorianischen Quito vom 17. bis 20. Oktober darum gehen, wie nachhaltig die Verstädterung der Welt verlaufen kann. Die Weltsiedlungsgipfel sind zwar nicht so bekannt wie die Klima-, Menschenrechts- oder Nachhaltigkeitskonferenzen der Vereinten Nationen, dennoch sind sie das lang erwartete und gut vorbereitete Highlight von denjenigen, die sich mit Wohnungspolitik und Stadtentwicklung beschäftigen. Denn von der Konferenz wirken zahlreiche Signale auch in die nationalen Politiken – und in der Folge kommt es dann zum Beschluss von Aktionsplänen zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsprogrammen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden weltweiten Zuwanderung in die Städte, einem ebenso wachsenden Ressourcenverbrauch, einer überforderten Energie- und Verkehrsinfrastruktur, sozialer Segregation und Gentrifizierung ist daher die dritte Habitat-Konferenz eine der wichtigsten Weichenstellungen für eine nachhaltige globale Transformation.
Die transformative Kraft der Städte hatte schon der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen  (WBGU) auf den Titel seines diesjährigen Hauptgutachtens gehoben. Wenn die Städte nachhaltig werden, ist ein Gutteil der Aufgaben zur Bekämpfung des Klimawandels geschafft, so der kurzgefasste Tenor. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für die nachhaltige Entwicklung entfalten, so der WBGU. In den Städten wird sich entscheiden, ob die Große Transformation zur Nachhaltigkeit gelingt.
Welche Bedingungen notwendigerweise zu verändern sind und welche Entwicklungsmöglichkeiten erforderlich sind, dazu hat das letzte von Großverlagen unabhängige Architekturmagazin Arch+ einen Wettbewerb organisiert – unterstützt von WBGU und dem Auswärtigen Amt: “Planetary Urbanism – Kritik der Gegenwart im Medium des Information Design” lief bis Juli 2015. Wettbewerbsbeiträge von 125 Teams mit insgesamt 386 Teilnehmern aus 31 Ländern wurden eingereicht. Nun erscheint ein Katalog mit den Ergebnissen und ausgewählten Arbeiten.
Einen größeren Themenkomplex bildeten bei den eingereichten Arbeiten die brisanten Fragen zu Migration, Asylsuche und Wanderarbeit. In vielen Beiträgen wurde Stadtkritik im Hinblick auf Umweltverbrauch und die ökologischen sowie die psychischen und physischen Belastungen des Menschen artikuliert, genauso wie die Kritik an spezifischen sozialunverträglichen Stadtpolitiken, an Privatisierung und Spekulation. Im Fokus standen auch Probleme der infrastrukturellen Grundversorgung und des Verkehrsinfarkts rasant wachsender Städte sowie Fragen der Sicherheit, der Aufenthaltsqualität und der Integration von Natur in die Städte. Die Wettbewerbsmacher freuten sich jedoch auch über eine hohe Zahl positiver strategischer Vorschläge wie zum Bottom-up Urbanismus, einer ganzen Reihe von Apps als Tool für komplexe Planungsaufgaben bis zu konkreten Realutopien, politischen Visionen und sci-fi-artigen Szenarien. Thematisiert wurde auch die Digitalisierung aller Lebensbereiche, sowohl als kritische Hinterfragung des "modernen Lebens" wie auch als Chance der Angleichung der Lebensverhältnisse. Die lokalen und globalen Effekte globaler Ökonomien wurden an recht ungewöhnlichen, weniger bekannten Beispielen dokumentiert. Nicht zuletzt lag ein Schwerpunkt auf der adäquaten Darstellung sozialer Sachverhalte und Methoden der Kartierung.
Genauso vielfältig wie die gewählten Themen ist auch die grafische Transformation der Inhalte. Viele Arbeiten entwickelten eine eigene anschauliche Bildersprache und eigenständige grafische Formen, um quantitative Verhältnisse darzustellen.
50 ausgewählte Arbeiten dieser Art zeigt die aktuelle Ausgabe der Arch+ 223. Eine Buchausgabe dient zugleich als Austellungskatalog für die Ausstellung “Planetary Urbanism – The Transformative Power of Cities” im Kontext der UN-Habitat III Konferenz 2016 und weiterer Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW.
Die Website von Arch+ enthält neben einer genaueren Inhaltsangabe auch Mini-Layouts der Gestaltung, einige kurze Beiträge sind kostenlos herunterladbar, die gesamte Ausgabe kostet 24 Euro.
Was auf die Städte und ihre Bewohner*innen durch den steigenden Meeresspiegel zukommt und mit welchen Maßnahmen sie sich schützen wollen, zeigt auch das factory-Magazin Baden gehen, das kostenlos zum Download zur Verfügung steht oder online mit einigen Beiträgen zu lesen ist.

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