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Gute Arbeit ist effektiv

Contra Effizienz, für die gute Arbeit. Das ist das Plädoyer von Christine Ax, der Philosophin des Handwerks. Logisch, dass handwerkliche Produktion ihren Preis hat. Im Zwischenruf für das Denkwerk Zukunft fordert Ax ihn ein, schließlich ist Handwerk strukturell nachhaltig.

Die Befunde der Neurobiologie, Gesundheitsforschung und Arbeitssoziologie sind eindeutig: Sinn und Glück sind eng verbunden mit der Entfaltung unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten und mit guter Arbeit. Burn-Out und Bore-Out sind inzwischen Volkskrankheiten.

Das ist kein Wunder, denn die Über- und die Unterforderungen bedingen einander. Wo der Computer den Takt vorgibt, Supermarktkassen sekundengenau zählen, wie schnell die Ware über den Scanner fliegt, immer perfekter designte Workflows keine menschlichen Entscheidungspielräume zulassen und Demenzkranke im Minutentakt so effizient gepflegt werden, bis die Pfleger selber erkranken, ist das Arbeitsleid allgegenwärtig.

Wohltuend anders sind viele Arbeitswelten im Handwerk. Und damit meine ich nicht nur das Kunsthandwerk, sondern auch die vielen kleinen Hightech-Schmieden und den Maschinenbauer von nebenan. Die Erfahrung von Sinn, selbstbestimmtes Arbeiten, familiäres Klima, Kreativität und die Freude am Werk sind in vielen der 286 Berufe des Handwerks noch oft zu finden.

Handwerk ist nicht nur ein Segen für unserer Volkswirtschaft, sondern auch strukturell nachhaltig und ein Schlüssel für gutes Leben. Doch gute Arbeit war noch nie zum Nulltarif zu haben. Wer selber gute Arbeit möchte, muss bereit sein, für die gute Arbeit der Anderen einen guten Preis zu zahlen, damit die sich auch gute Arbeit (z. B. unsere) leisten können. So einfach ist das.

Übrigens: Würden nur Dinge hergestellt und gekauft, die uns der Mühe des Gebrauchs wirklich wert sind, wäre das alles überhaupt kein Problem. Das Prinzip Effizienz ist nicht immer effektiv.

Christine Ax, Publizistin sowie Expertin und Beraterin für Nachhaltige Entwicklung, Handwerk und Regionale Ökonomien im Büro für zukunftsfähige Entwicklung und Kommunikation, Berlin, und lebt in Hamburg. Sie beschäftigt sich seit Mitte der 80er Jahre mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen und ist dem Handwerk verbunden. 10 Jahre leitete sie die Zukunftswerkstatt der Handwerkskammer Hamburg. Mitte der 90er Jahre erschien ihr Buch "Das Handwerk der Zukunft - Leitbilder für nachhaltiges Wirtschaften". Ihr jüngstes Buch "Die Könnensgesellschaft" beschäftigt sich mit der Bedeutung guter Arbeit für ein neues, immaterielleres Wohlstandmodell. Christine Ax schreibt auch für factory. Kontakt: ax (at) aha-berlin.com
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