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  • Climate March Oslo 2015
    Global Climate March 2015 in Oslo. Bild: Knut-Erik Helle, <a href="https://www.flickr.com/photos/deepeco/23077174070/in/photolist-BafxRy-rPYMNw-pmB1iU-p2udgW-uHT3Ny-uY9LaU-u4C95M-uY9Lr5-uY9GXw-uY9LWd-uY9KKq-uY9L1W-uHTnY5-u4szKA-u4C9yx-v1tcUk-u4sA27-u4C9F6-v1Kike-uZYHQN-uZYLKW-uHT18y-uHT1fh-v1tcCP-u4C5yD-uJ1VyB-uHToty-u4C9CR-uZYMUu-v1KiSM-u4C9GP-uY9LHY-u4sw2d-v1t9Wr-uJ1YE6-v1tdo6-v1Kjgx-u4C9xa-uZYHXm-uHTo8d-uHT4iG-u4szw9-v1KfiT-uHT4qW-uJ1Vet-uHTjbf-v1KfqX-ByUm1w-ADMW8i-BBdoZ8">Flickr.com</a>

Fast 90 Prozent der Bürger finden Klimaschutz wichtig

Es ist mal wieder Klimakonferenz. In Paris verhandeln Staatsvertreter und Regierungschefs erneut über ein internationales Abkommen zum Klimaschutz. Bei den deutschen Bürger*innen steht Klimaschutz laut einer Umfrage hoch im Kurs, sie setzen aber neben einem Abkommen vor allem auf den Wandel der Wirtschaft – in den letzten Jahren lässt sich mit Klimaschutz auch mehr Geld verdienen, sagen die Statistiker.

Nur 17.000 Demonstranten in Berlin beim Climate March, in Wien offenbar nur wenige hundert – da war die Beteiligung an den letzten Anti-Freihandelsdemos gegen TTIP, CETA und TiSA mit 250.000 in Berlin und mehreren Tausend in Wien größer. Spektakulär dagegen eine Aktion von Klimaaktivisten im Frankfurter Bahnhof: Sie hatten den Sonderzug von Umweltministerin Barbara Hendricks nach Paris für zwei Stunden blockiert. Nach den Attentaten in Paris waren die dortigen Klimademontrationen verboten, Klimaaktivisten für 14 Tage unter Hausarrest gestellt, Wohnungen durchsucht worden – die Notstandsgesetze machen es möglich. In Europa hielten sich die Massen mit öffentlichen Kundgebungen zurück, in Melbourne kamen immerhin fast 60.000 Menschen zusammen, im libanesischen Beirut zeigten sich trotz Sturmwarnung Tausende mit bunten Regenschirmen. Insgesamt waren es wohl hunderttausende Menschen bei den über 2300 Veranstaltungen in 150 Ländern weltweit.

Unabhängig vom öffentlichen Druck in Form von Massendemonstrationen wünscht sich mehr als ein Drittel der Deutschen, dass überhaupt ein Klimaschutz-Abkommen verhandelt wird. Laut einer repräsentativen Umfrage von Yougov bewerten 37 Prozent der Deutschen dies als wichtigste Klimaschutzmaßnahme im Kontext der UN-Verhandlungen. 32 Prozent halten den weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien für die bedeutendste Maßnahme. 15 Prozent der Befragten sehen die größten Klimaschutzpotentiale in einer starken Reduktion des Energieverbrauchs. Befragt wurden rund 2000 Bundesbürger*innen im Auftrag von WWF und Lichtblick anlässlich der heute beginnenden UN-Klimakonferenz.

Laut den Ergebnissen finden 54 Prozent der Bürger finden das Thema Klimaschutz äußerst wichtig oder sehr wichtig. Weitere 35 Prozent ordnen es als wichtig ein. Fast 40 Prozent stimmen der Aussage zu, häufig oder sehr häufig über die globalen Folgen des Klimawandels nachzudenken.

Viele Bundesbürger sind offenbar auch bereit ihren eigenen Beitrag zu leisten. So geben 44 Prozent an, weniger Auto zu fahren, um das Klima zu schützen. Weitere Maßnahmen sind der Verzicht auf Flugreisen, den 31 Prozent als Beitrag nennen, während 21 Prozent den Bezug von Ökostrom angeben. Lediglich 14 Prozent sagten, nichts für den Klimaschutz zu tun.

In Paris verhandeln vom 30.11. bis 11.12.2015 195 Staaten über den Abschluss eines UN-Klimaabkommens, um die menschgemachte Erderwärmung zu begrenzen. Der Vorläufer, das Kyoto-Protokoll, hat nur die Industriestaaten verpflichtet. Nun soll ein Vertrag kommen, der Mitarbeit von allen Staaten einfordert.

Paris könne ein wichtiges Signal senden für das Ende des fossilen Zeitalters weltweit - schließlich müssten aber die nationalen Regierungen damit Ernst machen. Auch die Bundesregierung ist aufgerufen, den Kohleausstieg schnellstmöglich einzuläuten, forderte Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klima des WWF Deutschland. Die Staaten müssten bis spätestens 2050 aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas aussteigen und ihre Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen.

Die armen Länder unterstützen

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), verlangt zum Start der Weltklimakonferenz in Paris von den Industriestaaten eine aktivere Rolle bei den Verhandlungen über einen neuen globalen Klimaschutzvertrag. Diese Staaten seien nicht nur für einen Großteil der aktuellen CO2-Emissionen verantwortlich, sondern auch für den größten Teil der in der Vergangenheit ausgestoßenen Klimagase.

"Taten statt Worte beim Klimaschutz - die Weltgemeinschaft erwartet, dass dieses Signal aus Paris kommt. Beim Ausstieg aus fossilen Energien müssen jene Staaten vorangehen, die ihre Industrien auf Kosten des Klimas ausgebaut und dabei am meisten Klimagase ausgestoßen haben", sagte der BUND-Vorsitzende in Paris.

Die Analyse der zur Pariser Konferenz eingereichten nationalen Klimaschutzpläne belege, dass die meisten davon nicht ausreichten, um die Erderwärmung wirksam zu begrenzen. "Die Klimaschutzpläne der EU und der USA sind mittelmäßig bis mangelhaft, die von Kanada und Japan völlig unzureichend", kritisierte Weiger. "Kanada setzt wie Japan auf die klimaschädliche Kohleverstromung, die EU hat zu schwache Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien und bei der Steigerung der Energieeffizienz. Großen Nachholbedarf beim Klimaschutz haben auch die USA, vor allem wegen des hohen Pro-Kopf-Ausstoßes von etwa 16 Tonnen Kohlendioxid pro Einwohner und Jahr", so der BUND-Vorsitzende. "Vor allem diese Staaten müssen ihre Anstrengungen verstärken, um einen fairen Anteil an der Minderung der Treibhausgase zu leisten", sagte Weiger.

Entscheidend für den Erfolg des Weltklimagipfels in Paris seien auch Finanzierungsfragen. Zu Recht forderten vom Klimawandel besonders betroffene Staaten mehr Hilfen bei der Bewältigung von Klimaschäden.

"Ärmere Länder müssen Schutzmaßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels finanzieren und eine Energieversorgung mit erneuerbaren Energien aufbauen. Dabei müssen die reicheren Länder ihnen helfen. Das Gerechtigkeits-Thema muss in Paris dringend einen höheren Stellenwert bekommen. Ohne eine gerechte Aufgabenverteilung beim Kampf gegen den Klimawandel und bei der Übernahme der Lasten wird es keinen Klimavertrag geben", warnte der BUND-Vorsitzende.

Wachstum in der Klimaschutzwirtschaft

Dass sich mit Klimaschutz inzwischen auch viel Geld verdienen lässt, zeigt ein Hinweis des Statistischen Bundesamtes zum heutigen Klimagipfelbeginn: Demnach war Klimaschutz im Jahr 2013 mit 42,5 Milliarden Euro die wichtigste Säule der Umweltschutzwirtschaft.

In diesem Jahr erwirtschafteten die Betriebe des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs 66,5 Milliarden Euro Umsatz mit Waren und Leistungen für den Umweltschutz, was einer Umsatzsteigerung von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Großen Einfluss auf die positive Entwicklung hatte der Einsatz von Klimaschutzgütern, auf die rund 42,5 Milliarden Euro (63,9 Prozent) des Gesamtumsatzes mit Umweltschutzgütern entfielen. Die Umsätze mit Klimaschutzgütern stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent.

Fast ein Drittel der Umsätze mit Klimaschutzgütern (31,6 Prozent oder 13,4 Milliarden Euro) wurden mit Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz erzielt, wozu unter anderem die Wärmedämmung von Gebäuden zählt. Weitere 26,0 Prozent des Gesamtumsatzes der Klimaschutzbranche entfielen auf die Herstellung und Installation von Windkraftanlagen (11,0 Milliarden Euro), gefolgt von Leistungen im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung mit 17,4 Prozent (7,4 Milliarden Euro).

Mit welchen Veränderungen durch den Klimawandel insbesondere durch den steigenden Meeresspiegel und bei der Wasserversorgung zu rechnen ist und wie man diesen begegnen kann, lesen Sie im kostenlosen factory-PDF-Magazin Baden gehen oder in einigen Auszügen auch online.

Quellen: Yougov, taz.de, BUND, Destatis
Bild: Global Climate March 2015, Oslo, Knut-Erik Helle, Flickr.com


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