Handeln

Moderne Handlungshilfen

Eigentlich wissen die Menschen inzwischen genug, um vom Wissen zum Handeln zu kommen und den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft mit weniger Ressourcenverbrauch voranzutreiben. Mit Nudging, dem erinnernden Anstubsen, mit transformationalen Produkten und disruptiven Methoden, mit Info-Apps und Self-Measuring-Tools steht den meisten ein ganzes Arsenal an Handlungshilfen zur Seite. Erleichtern sie die Transformation durch spielerischen Umgang oder sind sie Spielerei mit Rebound-Effekten? Ein Pro und Contra mit etlichen Tooltipps

von Ilona Koglin


Die Erwartungen sind hoch: Schicke Schlagworte wie Transformationale Produkte, Suffizienzinnovationen und disruptive Technologien erwecken nur allzu leicht das gute Gefühl, dass technischer Fortschritt uns vom Haben zum Handeln führt. Doch endet das in einer wahrhaft nachhaltigen Gesellschaft – oder doch nur in blindem Aktionismus? 

Angesichts von Klimawandel, wachsender Weltbevölkerung und mangelnder Ressourcenreichweite ist offensichtlich, dass wir kürzer treten müssten. Und obwohl Studien bereits nachgewiesen haben, dass dieses „kürzer treten“ – richtig angestellt – keineswegs ein genussfeindlicher, rückwärtsgewandter Verzicht wäre, sondern mit einer Zunahme an Lebensqualität einhergehen kann, tun wir uns – als Individuen und Gesellschaft – nach wie vor schwer, von der Erkenntnis zum Handeln zu kommen. 

Wäre es da nicht wunderbar, es gäbe irgendjemanden oder irgendetwas, der oder das uns in unserem eigenen Interesse irgendwie vom Denken zum Handeln bringen könnte? Barack Obama, David Cameron und auch Angela Merkel haben inzwischen jeweils Beraterstäbe eingerichtet, die sich mit dem so genannten Nudging beschäftigen – also mit der Frage, wie man die Bürger eines Landes auch ohne Gesetze und Verordnungen zu einem umweltfreundlicheren und gesünderen Verhalten „schubsen“ (to nudge) kann. 

„In den USA und in Großbritannien wird längst geschubst – oder genudged: Drucker und Kopierer sind so voreingestellt, dass Vorder- UND Rückseite bedruckt werden. Kalifornische Kommunen informieren ihre Bewohner, wie viel Strom sie im Vergleich zu den Nachbarn verbrauchen, und belohnen sparsame Haushalte mit einem Smiley-Brief“, berichtet der Bayerische Rundfunk

Die einen finden das sinnvoll, die anderen halten es für paternalistische Bevormundung und unzulässige Manipulation. Auf jeden Fall funktioniert es: In Spanien etwa haben die Menschen keine Wahl, sie sind automatisch Organspender und müssen sich aktiv austragen, wenn sie das nicht möchten. Sie sind „genudged“. In Deutschland ist es umgekehrt – und die Zahl der Menschen mit Organspendeausweis ist noch nicht mal halb so hoch.

Eine Runde weiter ist bereits die chinesische Regierung. Sie hat im ­Oktober 2015 den Citizen Score eingeführt. Der bewertet die Bürger anhand ihres Soziallebens, ihrer Einkäufe und ihrer Social-Media-Aktivitäten. Mit einer besonders hohen Wertung kommt man unter anderem leichter an Einreise­genehmigungen nach Singapur oder seltene Visa für Auslandsreisen. Auch das Verhalten der Freunde fließt ein. Noch ist der Score freiwillig, bis 2020 soll er Pflicht werden. Die eigene Reputation lässt sich durch ein stets gefülltes Konto und durch Kauf bestimmter Produkte steigern, regimekritische Äußerungen oder Videospiele führen dagegen zur Abwertung. Die Daten sind für alle einsehbar, das soll den sozialen Druck erhöhen und das Ausbrechen aus dem System verhindern. Martin Burckhardt hat in seinem Roman Score eine derartige Welt geschaffen, in der es keine Gewalt gibt, keine Umweltverschmutzung, keine Ungerechtigkeit, nur Glück und bedingungsloses Grundeinkommen – außerhalb existiert allerdings „die Zone“.

Was man am Nudging – je nach Form – also kritisieren muss, ist die Verletzung der Privatsphäre und die Tatsache, dass die Menschen nicht entscheiden können, ob sie sich in die richtige Richtung schubsen lassen wollen oder nicht. Ersetzt man das politische Zwangs-Nudging gedanklich jedoch durch ein selbstverordnetes „Gute-Vorsätze-auch-tatsächlich-umsetzen“-Programm, so könnte das unserem kollektiven Handlungsstau vielleicht doch genau den Katalysator liefern, den unsere bequemlich-ignorante Besitzstandswahrermentalität scheinbar dringend nötig hat. 

Genau diesen Gedankengang hatten bereits etliche Wissenschaftler, Ingenieure, Erfinder, Unternehmer, Designer und Programmierer. So ist in den letzten Jahren eine unglaubliche Vielfalt an Apps, Tools, Gadgets und smarten Produkten entstanden, die alle das Ziel eint, uns Menschen in Sachen Umweltschutz von der Erkenntnis doch endlich zum Handeln zu bringen.  

Den Handlungsbedarf erkennen

Doch zurück zum Anfang: Wie, wann und warum verändern Menschen nun tatsächlich ihr Verhalten? Der Psychologieprofessor James O. Prochaska hat sich in den 1970er Jahren mit dem Thema Krebsprävention beschäftigt und ein Modell dafür entwickelt, wie und wann Menschen problematische Verhaltensweisen verändern. Das Ergebnis ist das so genannte Transtheoretische Modell (TTM). Das Problembewusstsein zu steigern ist dabei einer der kognitiv-affektiven Prozesse, die eine Veränderungsbereitschaft hervorrufen. Oder einfacher gesagt: Wenn Menschen die negativen Auswirkungen ihres Handelns erst klarer erkennen, kann das der erste Schritt sein, um es künftig anders zu machen. 

Sicherlich ein Grund, warum das Self-Tracking per Apps, Gadgets und Wearables keine vorübergehende Mode, sondern ein echter Trend ist. Immer mehr Menschen vermessen sich und ihr Verhalten, treffen sich in Quantified-Self-Gruppen oder finden Gleichgesinnte in entsprechenden Communities – ungeachtet der Bedenken, die Datenschützer bei all der Sammelei persönlicher Informationen selbstredend anbringen. Schon gibt es Krankenkassen und Versicherungen, die selbstgemessenes Wohlverhalten mit Boni und Beitragsreduzierung belohnen.

Dabei zielt die Selbstvermessung nicht nur auf Gesundheit und Fitness ab. Auch im Bereich Umweltschutz gibt es eine breite Palette an Tools und Apps: Mit Hilfe des Online-Ressourcen-Rechners des Wuppertal Instituts lässt sich ermitteln, wie viel Ressourcen für die Herstellung, Nutzung und Entsorgung all der Dinge anfällt, die man so für den täglichen Lebensstil braucht – wie schwer also der persönliche ökologische Rucksack ist. Die App Leafully hat sich hingegen auf das Tracken des Energieverbrauchsverhaltens spezialisiert und die App GiveO2 auf die Mobilitätsgewohnheiten. Sie alle decken dabei auch auf, was das für die Umwelt eigentlich bedeutet. 

Auch für Unternehmen wird ökologisches Self-Tracking bedeutender. Die Effizienz-Agentur NRW bietet das CO2-Bilanzierungstool Eco-Cockpit an, mit dem sich produkt-, prozess- und standortbezogene Emissionen ermitteln lassen.

Handlungsspielräume nutzen

Zu wissen, dass Handeln notwendig ist, heißt jedoch noch lange nicht, dass eine Handlung erfolgt. Wie die Naturbewusstseinsstudie 2013 des Bundesamtes für Naturschutz sowie des Bundesumweltministeriums zeigt, finden zwar 95 Prozent der Befragten, dass die Menschen die Natur nur so nutzen dürften, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. Doch wenn es um das persönliche Engagement geht, scheinen viele schlicht und ergreifend nicht zu wissen, wie sie das tun können. 

Zumindest den 46 Millionen Smartphone-Besitzern in Deutschland könnten direkt am Supermarktregal Apps helfen, die Welt durch ethischen Konsum umweltfreundlicher zu machen. Denn natürlich bringt es etwas, wenn Apps wie Erntefrisch, Saisonkalender, iVeg oder Zu gut für die Tonne Menschen dazu bringen, mehr regionale und pflanzliche Lebensmittel einzukaufen und weniger davon wegzuschmeißen – immerhin ist unsere Ernährung laut Rat für Nachhaltige Entwicklung für rund 15 Prozent des Ausstoßes klimaschädlicher Gase in Deutschland verantwortlich. 

Gleiches gilt für Apps wie Codecheck: Mit diesen Tools kann man einfach den Barcode eines Produktes einscannen und schon zeigt die Anwendung nicht nur an, wie gesund es ist, sondern zum Teil auch wie ökologisch. Das gibt es auch für die unterschiedlichsten Branchen: Die App Ecogator bewertet in Kooperation mit der Plattform Eco Top Ten des Ökoinstituts beispielsweise Elektrogeräte ebenfalls per Barcode-Scan (wo man die alten Geräte entsorgen kann, findet man über die E-Schrott-App heraus). Die Siegelcheck-App des Nabu gibt Auskunft über die Bedeutung von Bio-Siegeln und die App ToxFox des BUND zeigt, ob Kosmetik hormonell wirksame Chemikalien enthält. Für einen ethisch korrekten Einkauf von Fisch gibt es gleich zwei Apps – eine vom WWF sowie eine von Greenpeace – und für faire Kleidung ebenfalls. Damit hätten Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller eigentlich schon mal so einigen Handlungsspielraum, um mit dem Welt verbessern loslegen zu können. 

Die Macht der Gewohnheit 

Doch wie jeder weiß: Vom Ausprobieren bis zur neuen Verhaltensweise ist es ein langer, oft mühsamer Weg. Wer nicht gerade auf smarte Technologien setzt, die den Menschen die ganze Mühe abnehmen – wie beispielsweise smarte Häuser, Elektrogeräte, Autos oder Apps wie zum Beispiel Green Power Batterie Saver, die vollautomatisch und ohne weiteres Zutun für Energieeffizienz sorgen sollen – der braucht schon eine gehörige Portion Motivation und Ausdauer, um tatsächlich dranzubleiben. 

In vielen Bereichen ist dieser missliche Umstand schon untersucht worden und große Hoffnungen richten sich auf das Thema Gamification. Die Idee: Gestalte den Weg bis zur dauerhaften Verhaltensänderung wie ein unterhaltsames, spannendes Spiel – und schon bleiben viel mehr Menschen an der Sache dran. Weil das in der Praxis schon ganz gut klappt, sind Spielelemente mittlerweile fester Bestandteil fast jeder App. 

Green Plaza setzt zum Beispiel Quiz-Games ein, mit der App A Glass of Water müssen Autofahrer so ruhig und ausgeglichen fahren, dass ein digitales Wasserglas nicht überschwappt – was nebenbei auch für ein umweltfreundliches Fahrverhalten sorgen soll. Die Apps EcoChallenge und Ecotastic liefern ihren Nutzern sogar jede Woche neue sogenannte „Challenges“ – also Herausforderungen, die Spaß, Spannung und Abwechslung bringen sollen. 

Dabei fördern Belohnungen – etwa Gutscheine bei Ecotastic – genauso die Motivation am Ball zu bleiben, wie der Stolz auf die eigenen Fortschritte. Deswegen gibt es meist auch nicht nur eine Anzeige der eigenen Fortschritte (die man dann im Social Web posten kann), sondern auch so genanntes Social Gaming: Die App OroEco bietet beispielsweise neben dem Errechnen des CO2-Fußabdrucks, der Selbstanalyse sowie der Fortschrittsanzeige auch die Möglichkeit, per Online-Community gegen andere Mitstreiter in eine Art Weltretter-Wettbewerb zu treten.

Disruptive Technologien

Doch reichen all die schicken, witzigen, hilfreichen oder auch unterhaltsamen Tools und Apps? So richtig smart ist es doch wohl nicht, wenn eine App lediglich den ohnehin wohlmeinenden und motivierten Umweltschützern das notwendige Übel – sprich den Verzicht und die Einschränkung – in welcher Weise auch immer einfacher macht, oder? Wäre es nicht intelligenter, wir könnten weniger ressourcenintensiv leben, aber genauso gut? Dieses Ansinnen steckt auf jeden Fall hinter den Befürwortern der so genannten disruptiven Innovationen – also der Ideen und Erfindungen, die vollkommen neue Verhaltensweisen und Einstellungen ermöglichen.

Der Ökonom und Entrepreneur Günter Faltin geht sogar noch weiter und fordert von der heutigen Entrepreneur-Generation „Suffizienzinnovationen“ – der Risikoforscher Ortwin Renn und der Soziologe Harald Welzer sprechen in der factory Trans-Form von "Transformativen Produkten“. Gemeint sind damit Neuentwicklungen, mit deren Hilfe Menschen auf Dinge ganz verzichten können, ohne dabei an Lebensqualität zu verlieren – und damit entscheidend zu Dekarbonisierung und Dematerialisierung beitragen. 

Vorzeigeprojekt dieser Denkrichtung ist sicherlich die Sharing Economy. Denn auch wenn es Mitfahrzentralen, Car-Sharing und Tauschbörsen schon vor dem Web 2.0 gab, so startete das Tauschen, Leihen und Teilen als Alternativmodell zur gängigen Wirtschaft doch erst so richtig durch, als das Internet sozial und per Smartphone auch mobil wurde. Und natürlich hilft es der Umwelt, sich diesem Trend anzuschließen. 

Umweltfreundlicher Handeln ist in der Sharing Economy nicht nur praktisch, sondern hip: Ob man per App BlaBlaCar oder Flinc das eigene Autofahren einspart, per Call A Bike das Fahrrad an der nächsten Bahnstation ordert und auf das Taxi verzichtet oder mit Apps wie Kleiderkreisel oder Stuffle Dinge tauscht, die man ohnehin nicht mehr braucht – in dieser neuen Welt des Co-Konsums verbraucht die westliche Zivilisation weniger Material und Energie und hinterlässt weniger Müll. 

Zumindest ist das so in der Theorie. Die Praxis zeigt jedoch leider auch, dass derartige Suffizienzinnovationen oft zu Rebound-Effekten führen: Was energie-effizientere Produkte oder geänderte Verhaltensweisen an Ressourcen und Abfall einsparen, ermöglicht mehr Teilnehmern mehr Verbrauch (siehe auch factory Rebound). „Zwar gibt es in Ballungsräumen einen Trend zu mehr ÖPNV und Carsharing, auch der Spritverbrauch von Pkw hat abgenommen, in der Gesamtmobilität nimmt der Verbrauch aber zu“, bemerkt Renn. Auch Sharing-Services wie Uber und AirBnb führen nicht zu einer Entlastung der Umwelt: Die günstigeren Taxi- und Zimmervermittlungsdienstleistungen erlauben häufigere Nutzung und mehrfache und weitere Reisen. Suffizient ist das nicht.

Rebound und sozialer Mut

Ist es also möglich, ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem per Smartphone-Apps und Social Games zu transformieren, das sich selbst über mehrere Jahrhunderte darauf programmiert hat, dass „immer mehr“ gleichbedeutend ist mit „immer besser“? 

Was bedeutet es, wenn in Deutschland bereits ein Zehntel des gesamten Energiebedarfs für den Betrieb genau der Gadgets und Apps verwendet wird, die uns zum Energiesparen motivieren soll? Welche Auswirkungen hat es, wenn wir im Durchschnitt alle zwei Jahre ein neues Smartphone kaufen – für das nicht nur viel Energie, sondern auch seltene Rohstoffe und Arbeitskraft unter oftmals unwürdigen Bedingungen notwendig waren? 

Ganz zu schweigen von den smarten Kühlschränken, Waschmaschinen und Autos, die aufgrund der eingebauten IT künftig noch schneller veralten dürften. Lohnt es sich also, eine Smarte Dusche mit Sensoren, CPU und Beamer zur digitaler Informationsvisualisierung auszustatten, für deren Produktion und Betrieb immerhin ebenfalls Ressourcen draufgehen – nur um ein bisschen Wasser zu sparen? Das Studienprojekt der Universität Folkwang erhielt dafür sogar einen Wirtschaftspreis. Doch ist dies tatsächlich auszeichnungswürdig, weil es das innovativste ist, was uns zu unseren Problemen einfällt?

Allein der Berg an Elektroschrott wird sich nach Schätzungen der UNO von rund 49 Millionen Tonnen weltweit pro Jahr (2012) auf mehr als 65 Millionen Tonnen (2017) vergrößern. „Manche fürchten, das Internet entwickle sich so schnell, dass der Klimaschutz nicht hinterherkomme“, meint der Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik Professor Felix Ekardt gar in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit

Nein, neue Technologien alleine reichen sicherlich nicht aus, um einen nachhaltigen Wandel zu gestalten – und seien sie noch so disruptiv. Wir brauchen vielmehr die Einsicht, dass Verzicht nicht immer ein Rückschritt ist. Dass ein System, das auf Egoismus setzt und zwischenmenschliche Beziehungen und Solidarität negiert, niemals zu einem wirklich nachhaltigen Lebensstil führen kann. Dass nichts auf unserer Welt separat funktioniert – sondern dass alles mit allem vernetzt ist.

Zum Handeln brauchen wir in einer Welt, die digitale Duschkalender auszeichnet, wohl sicherlich auch noch eine Menge Mut. Denn was wir an neuen Verhaltensmustern benötigen, um eine wirklich nachhaltige Gesellschaft und Wirtschaft zu gestalten, liegt weit jenseits dessen, was derzeit allgemein akzeptabel – ja sicherlich auch vorstellbar ist. 

Doch diese Erkenntnis hat sich in den Communities rund um die selbst organisierte Sharing- und Gift-Economy bereits durchgesetzt. Es wächst eine Haltung, die auf der einen Seite radikal die Notwendigkeit materiellen Besitzes hinterfragt. Und auf der anderen Seite ein System der gegenseitigen Unterstützung und der Großzügigkeit etabliert: Renommee und Status erhält in dieser Ökonomie, wer das, was er hat, mit anderen teilt. So zielen Apps wie Lifecycler oder Do me a favour nicht nur einfach darauf ab, anders einzukaufen und sich damit im eng gesteckten Rahmen des Ethischen Konsums aufzuhalten. Stattdessen geht es um gelebte Großzügigkeit: Über die Plattformen kann man Dinge, Wissen, Zeit und Raum verschenken. 

Diese Menschen warten nicht, bis ihnen etwas (zum Beispiel eine App) serviert wird, das sie ihre Bequemlichkeit vergessen lässt. Sie nutzen The Age of Access und die Null-Grenzkosten-Gesellschaft, wie der Ökonom Jeremy Rifkin dies nennt, und verwandeln sie in ihre eigene Energie- und Ökonomiewende. Bestes Beispiel dafür sind die etwa achtzig Maker- und Klima-Aktivisten, die es satt hatten, einen Klimagipfel nach dem anderen abzuwarten. Sie trafen sich von August bis September 2015 in einem Schloss nahe Paris, um im Vorfeld der Klimakonferenz COP21 ihre eigene Klimawende zu entwickeln: POC21 nannte sich der Maker-Gipfel, denn es ging um den „Proof Of Concept“ von nicht weniger als zwölf Open-Source-Produkten – von der Windturbine bis zur Mini-Farm. 

Das zeigt einmal mehr, dass Technik und Innovationen nie nur gut oder schlecht sind – sie sind immer nur das, was wir daraus machen. Zu warten, bis irgendjemand oder irgendetwas uns „nudged“, reicht deswegen nicht – und es macht auch keinen Spaß!

Eine komplette Übersicht der Tools gibt es unter factory-magazin.de/links

Ilona Koglin ist freie Journalistin in Hamburg und schreibt für verschiedene Medien. Außerdem unterstützt sie Unternehmen, Start-Ups und kreative Freischaffende dabei, gemeinsame nachhaltige Visionen zu entwickeln und diese umzusetzen.

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