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Öl- und Gaskonzerne könnten für Klimaschäden zahlen und dennoch profitieren

Große Öl- und Gaskonzerne wie Aramco, ExxonMobil und Shell hätten für die durch ihre Emissionen in den letzten Jahrzehnten entstandenen Klimaschäden zahlen können und dennoch Billionen Dollar verdient. Weil sie bisher nicht an der Schadensfinanzierung beteiligt sind, ist ihr Gewinn dreimal so hoch – und finanziert so auch noch den weiteren Ausbau der fossilen Energien.

Für die Begrenzung der Erderhitzung sieht es nicht gut aus: Die Pläne zum weiteren Ausbau der fossilen Energien liegen derzeit 110 Prozent über dem 1,5 Prozent-Ziel und verhindern auch das Zwei-Grad-Ziel. Die fossilen Energien erhalten laut Internationaler Energieagentur jährlich immer noch eine Billion US-Dollar an Investitionen, auch wenn die erneuerbaren Investitionen 2023 bei immerhin 1,7 Billionen USD liegen sollen.

Somit wachsen die Klimaschäden weltweit, wobei die ökonomischen und ökologischen Verluste zunächst einmal die ärmsten Länder am heftigsten treffen. Aber selbst in Deutschland liegen die Klimaschadenskosten seit dem Jahr 2000 bei rund 6,6 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz seit 2018 stark steigend.

Um die Unterstützung derjenigen Länder, die unter den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels am meisten leiden, wird es auch beim diesjährigen Klimagipfel COP 28 in Dubai gehen.

Rund 100 Milliarden Dollar wollten die Länder seit dem Klimagipfel 2009 in Kopenhagen eigentlich jährlich für die "Klimaanpassung" der ärmeren Länder geben – doch die Summe kommt seit Jahren nicht zusammen, zudem sind es meist umgewidmete Entwicklungsetats oder lediglich Kredite, keine Zuschüsse.

Seit dem Gipfel COP 27 in Scharm-el Scheich in Ägypten 2022 steht auch ein neuer Fonds auf dem Programm – für "Loss and Damages". Seine Finanzierung soll dieses Jahr der COP 28-Gipfel in Dubai klären.

Profite ohne Schadensbeteiligung

Die Konzerne, die jedoch bisher am meisten von der kostenlosen Belastung der Atmosphäre profitiert haben, kommen für diese Schäden nicht auf. Sie sind bestenfalls über ihre Steuern und Abgaben daran beteiligt.

Dabei hätten die Öl- und Gaskonzerne für ihren Anteil an Klimaschäden und -verlusten aufkommen können und trotzdem 10 Billionen USD verdient, zeigt eine neue Studie des Thinktanks Climate Analytics.

Darin werden die globalen Klimaschäden, die durch die Emissionen der 25 größten Öl- und Gaskonzerne zwischen 1985 und 2018 entstanden sind, werden auf 20 Billionen USD geschätzt. Im gleichen Zeitraum hätten diese 30 Billionen USD eingenommen haben und damit selbst bei entsprechender Finanzierungsbeteiligung durchaus noch erheblich profitieren können.

Die drei größten Emittenten sind allesamt staatlich: das saudi-arabische Unternehmen Aramco, der russische Staatskonzern Gazprom und die Nationale Iranische Ölgesellschaft. Die größten privaten Unternehmen im Besitz von Investoren sind ExxonMobil, Shell, BP und Chevron. Ebenfalls auf der Liste: die Abu Dhabi National Oil Company, die vom Präsidenten der diesjährigen internationalen Klimaverhandlungen geleitet wird.

"Diese Öl- und Gaskonzerne wissen seit Jahrzehnten um den Klimawandel und haben dennoch ihr Geschäftsmodell weiterverfolgt. Sie haben enorme finanzielle Gewinne eingefahren, während sich der Klimawandel verschärft hat und die schwachen Bevölkerungsgruppen, insbesondere die Entwicklungsländer, die Zeche zahlen müssen", so der Hauptautor Dr. Carl-Friedrich Schleussner.

Die Autoren verwendeten eine mittlere Schätzung für die sozialen Kosten von Kohlenstoff (185 USD pro Tonne CO2), um die Schadensschätzungen zu berechnen. Die Ölkonzerne wurden für ein Drittel der Schäden verantwortlich gemacht, wobei sie die Verantwortung zu gleichen Teilen mit Regierungen und Verbrauchern teilen.


Im Jahr 2022 Supergewinne bei Öl und Gas

"Im Jahr 2022 schossen die Energiepreise in die Höhe, und die finanziellen Gewinne der Öl- und Gasunternehmen erreichten Rekordhöhen. Aramco verkündete das, was sein CEO als "wahrscheinlich das höchste jemals in der Unternehmenswelt verzeichnete Nettoeinkommen" bezeichnete", heißt es in der Pressemitteilung von Climate Analytics.

"Für das Jahr 2022 konnten die Autoren Daten für eine Untergruppe von sieben großen Öl- und Gaskonzernen, darunter Aramco, Exxon Mobil und Shell, sammeln, die zeigen, dass die finanziellen Gewinne fast doppelt so hoch waren wie die geschätzten Schäden, die durch ihre Emissionen in diesem Jahr verursacht wurden - 497 Milliarden USD im Vergleich zu 260 Milliarden USD."


Fossiler Reichtum erhält sich selbst

Der Bericht vergleicht auch die Schäden an Staatsfonds, die größtenteils mit den Gewinnen aus der Förderung fossiler Brennstoffe geschaffen wurden.

Die Vereinigten Arabischen Emirate, Gastgeber der diesjährigen internationalen Klimaverhandlungen, stellen den größten der Staatsfonds. Käme die Hälfte dieser Fonds für die Schäden auf, die durch die Emissionen ihrer Öl- und Gasindustrie zwischen 1985 und 2018 verursacht wurden, würden sie immer noch über ein Vermögen von 700 Milliarden US-Dollar verfügen.

"Seit ihrer Gründung sind diese Fonds in einem solchen Ausmaß gewachsen, dass es klar ist, dass sich der 'fossile Reichtum' nun selbst perpetuiert. Aber das andere Erbe dieses Reichtums ist die Klimazerstörung", so die Autorin des Berichts, Dr. Marina Andrijevic.

2022 hatten alle Regierungen auf dem Klimagipfel COP 27 eingeräumt, dass neue Finanzierungsquellen für die besagten Verluste und Schäden benötigt werden. Mia Mottley, die Premierministerin von Barbados, hatte ausdrücklich eine 10-prozentige Steuer auf die Gewinne von Öl- und Gasunternehmen gefordert, die in den Fonds für "Loss and Damages" eingezahlt werden sollte.

"Nach den Supergewinnen des letzten Jahres nehmen einige dieser Unternehmen ihre Klimazusagen zurück und zeigen damit, dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass sie dies aus eigener Kraft schaffen - jedenfalls nicht in dem Tempo, das wir brauchen", beklagt Autor Schleusser.

“Die Regierungen sollten eingreifen und die Verschmutzer besteuern, damit sie für die von ihnen verursachten Verluste und Schäden aufkommen. Außerdem brauchen wir im Ergebnis der COP28 eine feste Zusage für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, um die 1,5°C-Grenze einzuhalten.”

Mit Übergewinnsteuern hätten zum Beispiel die Länder der EU auch schon 2022 ihre Einnahmen erhöhen können – und damit Klimaschäden regulieren können. Die EU hatte das ausdrücklich erlaubt. In Deutschland könnten so jährlich 30 bis 100 Milliarden Euro zusammen kommen – neben dem Abbau von umweltschädlichen Subventionen auch eine Möglichkeit zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung.


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