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Solar Decathlon Europe 21/22 zeigt Beispiele für ressourcenschonendes urbanes Bauen

Es ist eines der größten internationalen Architektur-Festivals und zum ersten Mal in Deutschland. Der Solar Decathlon ist ein Zehnkampf im nachhaltigen Bauen und Wohnen, ausgetragen von 18 Teams aus 11 Ländern. Auf dem Solar Campus und in der Stadt Wuppertal zeigen sie voll eingerichtete Beispielgebäude und Ausbau und Sanierung im Bestand.

Wird so gebaut wie bisher, ist das Ziel der globalen Klimaneutralität 2050 nicht erreichbar. Für Stadtplaner*innen, Bauwillige und Interessierte am ökologischen und sozialen Aus- und Umbau der Städte dürfte es daher ein Pflichttermin sein: Der diesjährige Solar Decathlon, der eigentlich schon 2021 stattfinden sollten, pandemiebedingt aber verschoben wurde.

Nun ist es aber soweit: Seit 19. Mai haben die Teams ihre Häuser aufgebaut, auf dem Campus an der berühmten Nordbahntrasse gegenüber dem Mirker Bahnhof, bekannt als wegweisender Ort der Utopiastadt.

Vom 10. bis zum 26. Juni bietet der Solar Decathlon die Möglichkeit zu entdecken, wie sich nachhaltiges Bauen und Wohnen in der Stadt umsetzen lässt – und vor allem auch bezahlbar ist.
 
Die Studierendenteams aus aller Welt wollen zeigen, wie man mit einfachen Mitteln Baulücken schließt, Gebäude aufstockt oder in die Jahre gekommene Mehrfamilienhäuser saniert. 16 voll eingerichtete Beispielhäuser werden den Besucher*innen eine Fülle an umweltfreundlichen und praktischen Bau- und Wohnideen liefern. Ein Copyright ist nicht vorgesehen: "Nachmachen ausdrücklich erwünscht!", heißt es von den Veranstalter*innen dazu.

Der Solar Decathlon 21/22 (SDE) steht unter dem Motto "Design – Build – Operate". Für die Olympiade solaren Bauens haben sich 18 Teams aus 11 Ländern qualifiziert. Ihre Ideen haben sie innerhalb von zwei Wochen auf dem Campus in 16 Prototypen mit bis zu 110 Quadratmeter Wohnfläche realisiert.

Das bessere Bauen im Bestand ist bitter notwendig. Denn Städte haben bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle: Laut Vereinten Nationen werden 2050 fast 70 Prozent in städtischen Gebieten leben. Schon jetzt verbrauchen Städte fast 80 Prozent der weltweiten Energieressourcen.

Für Neu-, Um- und Ausbau der Städte und Infrastrukturen werden viel zu viele nicht erneuerbaren Rohstoffe verwendet. So verbraucht der Bausektor in Deutschland über 50 Prozent aller hier entnommenen oder importierten abiotischen, also nicht organische, nachwachsenden Rohstoffe. Der Betrieb von Gebäuden benötigt 40 Prozent der gesamten Primärenergie in Deutschland. Über 60 Prozent des Abfallaufkommens stammt aus dem Baubereich – so die Zahlen im factory-Magazin Besser bauen.

Lag der Schwerpunkt der bisherigen SDE eher darin, Möglichkeiten rund um den Einsatz regenerativer Energien im Neubau aufzuzeigen, thematisiert der SDE 21/22 erstmals die Realität bestehender Städte.

Anders als in den wachsenden Städten in Asien und Afrika geht es in Deutschland und Europa vor allem darum, die vorhandenen Strukturen zu optimieren und nachhaltig um- und auszubauen.

Statt Abriss und Neubau muss es hierzulande um Um- und Weiterbau gehen. So belastet die energetische Sanierung des baulichen Bestands die Umwelt weniger als vergleichbare Neubauaktivitäten. Denn der derzeitige Anteil der Baubranche am Rohstoff- und Energieverbrauch ist erheblich.

Die Teams des SDE 21/22 haben sich daher zeitgemäßer Bauaufgaben angenommen: Sanierung mit Erweiterung, Baulückenschließung und Aufstockung. Anhand des Mirker Quartiers in  Wuppertal oder eines Viertels im eigenen Land bilden bestehende Gebäude- und Infrastrukturen sowie der sozio-ökonomische Kontext der Bewohner*innen die Grundlage. Auf diese Weise entstehen beim SDE 21/22 passgenaue und zugleich reproduzierbare Modelle für die urbane Energiewende.

In der EU entfallen 40 Prozent des Energieverbrauchs auf den Gebäudebestand. Rund 75 Prozent der Gebäude in der EU sind nicht energieeffizient. Der Altbestand ist dabei der größte Energiefresser. Allein in Deutschland wurden etwa 64 Prozent der Wohngebäude vor 1979 gebaut. Bis 2050 möchte die Bundesregierung einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand erreichen. Das bedeutet konkret: Der Energieverbrauch aller Gebäude soll dann 80 Prozent unter dem Verbrauch aus dem Jahr 2008 liegen.

Besucher*innen erwartet ein reichhaltiges Programm auf dem Campus und in der Stadt. Die Gebäude sind nur an wenigen Wettbewerbstagen geschlossen, der Eintritt ist gratis, es gibt fortlaufend kostenlose Führungen.

Von Donnerstag 9. bis Freitag 10. Juni findet online und auf dem SDE der dritte Kongress Energiewendebauen statt. Motto: Mit Innovationen gemeinsam die Energiewende WUPPen.

Veranstaltet und wissenschaftlich begleitet wird der SDE 21/22 von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal. Projektpartner*innen sind die Stadt Wuppertal, das Wuppertal Institut, Utopiastadt gGmbH, Neue Effizienz GmbH und die WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.

Mehr zum Thema im factory-Magazin Besser Bauen und im entsprechenden Themenbereich. Wie Wuppertal mit Utopien umgeht, lässt sich im gleichnamigen factory-Magazin nachlesen. Mit welchen Mitteln Deutschland am günstigsten Treibhausgasneutralität erreichen kann, steht im factory-Magazin Klimaneutral.

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