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"Wir müssen die Strukturen ändern"

Rund 70 Tonnen Rohstoffe verbraucht jeder Mensch in Deutschland pro Jahr. Davon ist rund die Hälfte durch Infrastrukturen und Industrie vorgegeben, den Rest können Privathaushalte durch ihre Konsumentscheidungen beeinflussen – die allerdings ebenfalls strukturell geprägt sind. Auf acht Tonnen müsste der private Verbrauch sinken, damit er klima- und zukunftsgerecht ist, sagt die Wuppertaler Wissenschaftlerin Prof. Christa Liedtke. Welche Wege es dahin gibt, erklärt die Ressourcenexpertin im factory-Interview.

Christa Liedtke ist überzeugt davon, dass der Lebensstil der Menschen über den Ressourcenverbrauch entscheidet – zumindest die Hälfte davon ließe sich über Konsumentscheidungen verändern, erklärt sie im Interview mit dem factory-Magazin.

Die andere Hälfte ist infrastrukturell, also politisch und wirtschaftlich geprägt, ließe sich aber ebenso gesamtgesellschaftlich verändern – und müsste auch verändert werden, denn die vorhandenen Infrastrukturen formen quasi die Lebensstile der Menschen.

"Wir haben natürlich auch in unserer Wirtschaft und in unserer Gesellschaft Strukturen entwickelt, die genau das immer wieder befeuern: den hohen Ressourcenkonsum", sagt die Wissenschaftlerin.

Christa Liedtke leitet den Bereich Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut. Sie ist Professorin für Nachhaltigkeitsforschung im Design an der Folkwang Universität in Essen und außerdem Vorsitzende der Ressourcenkommission des Umweltbundesamtes. Daneben hat sie noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben und Positionen, was die Forschung und Praxis zu Ressourcen und Verbrauch angeht.

Weil der Ressourcenverbrauch unmittelbar mit der Klimabelastung verbunden ist, ist seine Reduktion die entscheidende Formel für einen besseren Klimaschutz. Liedtke und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut glauben, dass mit der Einbeziehung der Ressourceneffizienz in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen eine ähnliche Revolution ausgelöst werde, wie sie die industrielle Revolution darstellte.

Besonders groß sei das Potenzial zur Einsparung durch Verhaltensänderung im Bereich Wohnen. Dort, wo die Menschen ihren eigenen Verbrauch erkennen könnten, liegen die Ansätze für Lebensstiländerungen – und die Chancen der Digitalisierung, erklärt sie im Interview Der Stil entscheidet im factory-Magazin Besser bauen.

Wie man mit transformationalen Produkten zum Lebensstil- und Ressourcenwandel kommt, erfahren Sie auch im factory-Magazin Trans-Form und online im Themenbereich wie z. B. Mit Systemsprüngen zu ressourcenleichten Lebensstilen. Welche Veränderungen welcher Systemwandel erreichen kann, dazu liefert der Beitrag Ressourcenleichte Utopien verschiedene Szenarien im factory-Magazin Utopien.

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