Baden gehen

Sechs Meter

Sechs Meter

Der Meeresspiegel steigt, die Ursachen sind bekannt. Die Sintflut kommt – und trifft die Falschen. Von Joachim H. Spangenberg weiterlesen
Meer geht nicht

Meer geht nicht

Die Meere sind Kühlschrank und Kohlendioxidspeicher der Welt. Die steigenden Temperaturen und der unverminderte Treibhausgasausstoß haben sie jedoch an ihre Grenzen gebracht. Forscher befürchten einen grundlegenden Wandel der Ozeane – selbst bei Erreichen des Zwei-Grad-Klimazieles.
Von Sina Löschke weiterlesen
Mit Bio das Wasser schützen

Mit Bio das Wasser schützen

Wasserversorger wie die Stadtwerke München fördern ökologischen Landbau, um die Trinkwasserversorgung der Stadt zu sichern. Viele Kommunen erkennen, dass das günstiger als die Reinigung von Rückständen aus der konventionellen Landwirtschaft ist. Von Heike Mayer weiterlesen
Privat statt Staat?

Privat statt Staat?

Die Wasserprivatisierung sehen Regierungen und öffentliche Versorger häufig als Ausweg aus den steigenden Infrastrukturkosten – die Wirtschaft sieht es als Geschäftsfeld der Zukunft. Viele Privatisierungen sind jedoch bereits gescheitert. Was wollen Coca Cola, Veolia, Nafta und TTiP – und wie nachhaltig ist Wasserprivatisierung? Von Elisabeth Voß weiterlesen

Baden gehen

Ganz, ganz langsam steigt der Meeresspiegel. Ganz sicher, ganz gering. Nur um wenige Millimeter pro Jahr. Weltweit, durchschnittlich. Ganze 17 Zentimeter im letzten Jahrhundert. In den ersten 90 Jahren um 1,2 Millimeter pro Jahr, seit 1993 etwas schneller, durchschnittlich um 3,2 Millimeter. Die Wassertemperatur steigt auch. Das wärmere Wasser der Ozeane nimmt mehr Raum ein, hinzu kommt das Schmelzwasser von Gletschern und Eisschilden. Je nach Szenario erwarten die Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC inzwischen einen Anstieg zwischen 0,26 und 0,98 Metern bis 2090. Ändert sich nichts am weltweiten Emissions-Output wie im „Business-As-Usual-Szenario“ RCP 8,5, liegt die Anstiegsrate bei 8 bis 16 Millimeter pro Jahr zwischen 2081 und 2100. Das erscheint wenig – und es erscheint weit weg in der Zukunft, die die meisten von uns nicht erleben werden.

Doch ganz sicher ist auch: Die Auswirkungen werden zu großen Transformationen führen. Städte werden sich verändern, werden aufgegeben, Menschen werden wandern und umgesiedelt werden, ihre Lebensbedingungen werden sich verändern. Jeder fünfte Mensch lebt weniger als 30 Kilometer vom Meer entfernt und ist durch Anstieg und Sturmfluten unmittelbar bedroht. Acht der zehn größten Städte der Welt mit doppelt so hoher Wachstumsrate der Bevölkerung wie im globalen Durchschnitt liegen in niedrigen Küstenbereichen. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts werden daher wahrscheinlich 130 Millionen Menschen in den tiefen Küstenbereichen bis zu einem Meter und 410 Millionen bis fünf Meter über dem Meer leben, so der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Zwischen 200 und 1.000 Millionen Menschen könnten Opfer der Veränderungen werden.

Noch ist Klimawandel kein anerkannter Asylgrund der Genfer Flüchtlingskonvention, die 1951 entstand. Doch Menschen werden in großer Zahl wandern, andere werden ihren gesellschaftlichen Wohlstand teilen müssen – das ist eine Gewissheit, die sich so langsam entwickelt wie der steigende Meeresspiegel. „Grundsätzlich sollte man Migration als eine fundamentale Tatsache der globalisierten Welt des frühen 21. Jahrhunderts akzeptieren“, empfiehlt Benjamin Schraven vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Mauern, Zäune und selbst Schießbefehle halten Menschen und Veränderungen nicht auf. In ihren factory-Beiträgen betrachten Joachim Spangenberg und Annette Jensen die globalen und regional konkreten Chancen auf eine Begrenzung der Folgen des Anstiegs. Sina Löschke beschreibt die Auswirkungen auf den Lebensraum Meer, falls es nicht zu einer schnellen Reduktion der Emissionen kommt.

In der Baden-gehen-Ausgabe steigen wir nicht nur ins salzige Meerwasser ein, wir beschäftigen uns auch mit dem kostbaren Süßwasser. Das ist bedroht, durch Pestizid- und Düngemitteleinsatz, Handel und Privatisierungsvorhaben. Heike Mayer berichtet darüber, wie Wasserversorger ökologische Landwirtschaft fördern, um besseres Wasser zu produzieren, Elisabeth Voss beschreibt, wie wichtig der Widerstand gegen Privatisierung und Handelsabkommen bei der Wasserversorgung ist und Anne Biewald lenkt den Blick auf das virtuelle Wasser, das in allen Produkten steckt – und wo nachhaltiger Handel und ebensolche Handelsabkommen durchaus Menschen in wasserarmen Regionen helfen können. Dass produzierende Unternehmen mit sparsamem Wassereinsatz viel für Ressourcen- und damit Klimaschutz tun können – und auch ihre Sorgen beim steigenden Wasserpegel haben, erfahren wir im Interview mit Ilona Dierschke. Zum gemeinsamen Baden gehen laden wir Sie mit unserem Beitrag über die Badehaus-Kultur von Sabine Loeprick und Rainer Lauschke ein. Lassen Sie sich von den prunkvollen Prachtbädern verführen – die sich wie Menschenrechte nur erhalten lassen, wenn wir weiterhin eine Kultur des Gemein­samen und Offenen pflegen. Auch wenn wir oft zu langsam sind.

Ralf Bindel und das Team der factory

Mehr Beiträge zum Thema Meeresspiegelanstieg und Wasserschutz gibt es nicht nur online, sondern auch in unserem factory-Magazin Baden gehen zum kostenlosen Download. Das ist wie immer schön illustriert und angenehm lesbar auf Tablet-Computern und Bildschirmen – außerdem enthält es sämtliche Beiträge und Fotos sowie zusätzliche Zahlen und Zitate.

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